Levetiracetam Wirkung » Alles über das Antiepileptikum

By IHJO

Wussten Sie, dass 3,4 Millionen Menschen in Deutschland an Epilepsie leiden? Dieses chronische Krampfleiden ist eine der häufigsten neurologischen Erkrankungen. Doch es gibt Hoffnung: Das Antiepileptikum Levetiracetam spielt eine entscheidende Rolle in der Behandlung von Epilepsie. In diesem Artikel erfahren Sie alles über die Wirkung, Anwendungsgebiete, Dosierung, Nebenwirkungen, Wechselwirkungen und wichtige Besonderheiten dieses Arzneimittels.

Levetiracetam ist ein Arzneistoff aus der Klasse der Antiepileptika, der zur Behandlung von Epilepsie eingesetzt wird. Seine Wirkung entfaltet es hauptsächlich, indem es die Menge bestimmter Botenstoffe des Nervensystems (Neurotransmitter) verringert, was zu einer Senkung der neuronalen Erregbarkeit, Verminderung der Botenstofffreisetzung und Hemmung der Ausbreitung von Anfallsaktivität im Gehirn führt.

Levetiracetam ist zur Monotherapie fokaler Anfälle sowie zur Zusatztherapie bei myoklonischen und primär generalisierten tonisch-klonischen Anfällen zugelassen. Es wird oral als Tabletten oder Lösung eingenommen, wobei eine individuelle Dosisanpassung erforderlich ist. Mögliche Nebenwirkungen sind Kopfschmerzen, Schwindel, Schläfrigkeit, Angststörungen und Depressionen.

Wichtige Wechselwirkungen bestehen vor allem mit Methotrexat, und die Anwendung in der Schwangerschaft und Stillzeit ist nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung möglich.

Was ist Levetiracetam?

Levetiracetam ist ein Arzneistoff aus der Klasse der Antiepileptika, auch Antikonvulsiva genannt. Es zählt zu den wichtigsten Medikamenten zur Behandlung von Epilepsie und Krampfleiden. Sein Hauptwirkmechanismus beruht auf der Bindung an das synaptische Vesikelprotein 2A, ein transmembranäres Glykoprotein, das im zentralen Nervensystem eine zentrale Rolle bei der Regulation der Neurotransmitterfreisetzung einnimmt. Zusätzlich beeinflusst Levetiracetam auch den Calciumspiegel in den Nervenzellen, was ebenfalls zu einer Senkung der neuronalen Erregbarkeit führt.

Hauptwirkmechanismus durch Bindung an synaptisches Vesikelprotein 2A

Der Hauptwirkmechanismus von Levetiracetam beruht auf der Bindung an das synaptische Vesikelprotein 2A (SV2A), ein transmembranäres Glykoprotein, das im ZNS eine zentrale Rolle bei der Regulation der Neurotransmitterfreisetzung einnimmt. Durch diese Bindung wird die freigesetzte Menge erregender Neurotransmitter reduziert, was letztendlich zu einer Senkung der neuronalen Erregbarkeit führt.

Beeinflussung des Calciumspiegels in Nervenzellen

Neben der Bindung an SV2A beeinflusst Levetiracetam auch den Calciumspiegel in den Nervenzellen verschiedener Hirnareale. So wird der durch N-Typ-Calciumkanäle vermittelte Calcium-Einstrom partiell inhibiert und die Freisetzung von Calcium aus intrazellulären Speichern vermindert. Auch dieser Effekt auf den Calciumhaushalt der Nervenzellen trägt zur Senkung der neuronalen Erregbarkeit bei.

levetiracetam wirkung

Levetiracetam entfaltet seine antiepileptische Wirkung über mehrere Mechanismen. Zum einen senkt es die Erregbarkeit der Nervenzellen im Gehirn, indem es die Freisetzung erregender Neurotransmitter vermindert. Dies geschieht durch die Bindung an das synaptische Vesikelprotein 2A, das die Exozytose von transmittergefüllten Vesikeln moduliert.

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Senkung der neuronalen Erregbarkeit

Ein weiterer Wirkmechanismus von Levetiracetam ist die Verminderung der Freisetzung von erregenden Neurotransmittern oder Botenstoffen an den Synapsen. Durch die Bindung an SV2A wird die Menge der freigesetzten Botenstoffe reduziert, was ebenfalls zu einer Senkung der neuronalen Erregbarkeit führt.

Verminderung der Botenstofffreisetzung

Levetiracetam hemmt darüber hinaus auch die Ausbreitung von Anfallsaktivität im Gehirn. Durch die Beeinflussung der Calciumhomöostase in den Nervenzellen und die Verminderung der Neurotransmitterfreisetzung wird die unkontrollierte Erregungsausbreitung, die epileptischen Anfällen zugrunde liegt, eingedämmt.

Hemmung der Ausbreitung von Anfallsaktivität im Gehirn

Levetiracetam entfaltet seine antiepileptische Wirkung somit auf verschiedenen Ebenen – von der Reduktion der neuronalen Erregbarkeit bis hin zur Hemmung der Ausbreitung von epileptischer Aktivität im Gehirn.

Anwendungsgebiete von Levetiracetam

Levetiracetam ist zur Monotherapie fokaler Anfälle mit oder ohne sekundäre Generalisierung bei Erwachsenen und Jugendlichen ab 16 Jahren mit neu diagnostizierter Epilepsie zugelassen. Bei dieser Form von Anfällen ist nur eine begrenzte Region des Gehirns betroffen, wobei sich die Erregung in der Regel nur auf eine Gehirnhälfte beschränkt.

Zusatztherapie myoklonischer Anfälle

Darüber hinaus findet Levetiracetam Anwendung als Zusatztherapie bei myoklonischen Anfällen. Dabei handelt es sich um plötzliche, einschießende Zuckungen der Muskulatur, die bei Erwachsenen und Jugendlichen ab 12 Jahren mit juveniler myoklonischer Epilepsie auftreten können.

Zusatztherapie primär generalisierter tonisch-klonischer Anfälle

Levetiracetam dient weiterhin als Zusatztherapie bei primär generalisierten tonisch-klonischen Anfällen. Diese Anfälle beginnen mit einer plötzlichen Steifheit des Körpers, gefolgt von krampfartigen Zuckungen, und treten bei Erwachsenen und Jugendlichen ab 12 Jahren mit idiopathischer generalisierter Epilepsie auf.

Pharmakokinetik von Levetiracetam

Levetiracetam wird nach oraler Gabe rasch und nahezu vollständig aus dem Darm in das Blut aufgenommen. Die orale absolute Bioverfügbarkeit beträgt beinahe 100%. Maximale Plasmakonzentrationen werden bereits nach etwa 1,3 Stunden erreicht.

Weder Levetiracetam noch sein primärer Metabolit binden signifikant an Plasmaproteine (weniger als 10%). Das Arzneimittel verteilt sich daher gut im gesamten Körper.

Rasche und vollständige Resorption

Geringe Proteinbindung

Im Menschen wird Levetiracetam nicht extensiv metabolisiert. Der Hauptmetabolisierungsweg ist die enzymatische Hydrolyse der Acetamidgruppe, wobei der primäre Metabolit ucb L057 pharmakologisch inaktiv ist. Weitere Abbauwege spielen nur eine sehr untergeordnete Rolle.

Minimaler Metabolismus

Die Elimination von Levetiracetam erfolgt zu etwa 95% über die Nieren. Innerhalb von 48 Stunden werden rund 93% der verabreichten Dosis ausgeschieden, davon etwa 66% als Muttersubstanz und 24% als primärer Metabolit. Die renale Clearance von Levetiracetam korreliert mit der Kreatinin-Clearanz.

Ausscheidung hauptsächlich über Nieren

Dosierung und Anwendung

Levetiracetam ist in den Darreichungsformen Filmtablette und Lösung zum Einnehmen erhältlich. Die Tabletten müssen zusammen mit ausreichend Flüssigkeit geschluckt werden, die Einnahme kann dabei unabhängig von Mahlzeiten erfolgen. Für Patienten, die die Tabletten nicht schlucken können, eignet sich die Trinklösung.

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Die Dosierung von Levetiracetam muss individuell vom Arzt festgelegt werden und richtet sich unter anderem nach Körpergewicht, Nierenfunktion und Begleitmedikation. Aufgrund der linearen Pharmakokinetik lassen sich die Plasmaspiegel anhand der oralen Dosis gut vorhersagen, sodass ein therapeutisches Drug Monitoring in der Regel nicht erforderlich ist.

Nebenwirkungen von Levetiracetam

Levetiracetam wird im Allgemeinen als gut verträglich eingestuft. Sehr häufige Nebenwirkungen (bei mehr als 10% der Behandelten) sind Kopfschmerzen, Schwindel und Schläfrigkeit.

Sehr häufig: Kopfschmerzen, Schwindel, Schläfrigkeit

Weitere häufige Nebenwirkungen (bei 1-10% der Patienten) sind Angststörungen, depressive Verstimmungen, Gewichtsabnahme sowie Magen-Darm-Beschwerden.

Häufig: Angststörungen, Depressionen, Gewichtsabnahme, Magen-Darm-Beschwerden

Beim plötzlichen Absetzen von Levetiracetam kann es durch das schlagartige Fehlen des Wirkstoffs zu vermehrten epileptischen Anfällen kommen. Aus diesem Grund muss die Dosis stets schrittweise reduziert werden, wenn die Behandlung beendet werden soll.

Vermehrte Krampfanfälle bei abruptem Absetzen

Wechselwirkungen und Kontraindikationen

Bekannte Wechselwirkungen von Levetiracetam betreffen vor allem die gleichzeitige Anwendung von Methotrexat. Hier kann es zu gegenseitigen Beeinflussungen der Wirkstoffspiegel im Blut kommen, sodass eine engmaschige Überwachung erforderlich ist.

Vorsicht bei gleichzeitiger Gabe von Methotrexat

Bei der Anwendung von Levetiracetam in Kombination mit Methotrexat muss der behandelnde Arzt die Wirkstoffspiegel im Blut sorgfältig kontrollieren. Mögliche Wechselwirkungen können die Konzentration beider Medikamente beeinflussen und erfordern gegebenenfalls eine Anpassung der Dosis.

Kontraindikation bei Überempfindlichkeit gegen Levetiracetam

Eine absolute Kontraindikation für die Anwendung von Levetiracetam besteht bei bekannter Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder chemisch verwandte Substanzen. In solch einem Fall darf das Medikament nicht eingenommen werden.

Besonderheiten in der Schwangerschaft und Stillzeit

Levetiracetam gilt neben Lamotrigin als das Antiepileptikum der Wahl in der Schwangerschaft, wenn eine medikamentöse Behandlung der Epilepsie erforderlich ist. Bisher wurden keine fruchtschädigenden Wirkungen festgestellt.

Levetiracetam tritt auch in die Muttermilch über. Daher wird vom Stillen während der Behandlung abgeraten, da gelegentlich Anpassungsstörungen beim Neugeborenen beobachtet wurden. Das Risiko einer Medikamenteneinnahme in der Stillzeit muss stets gegen das Risiko einer unbehandelten Epilepsie Schwangerschaft, Antiepileptikum, Stillzeit, Muttermilch, Nutzen-Risiko-Abwägung abgewogen werden.

Geschichte und Entwicklung

Die Geschichte von Levetiracetam reicht bis in die frühen 1980er Jahre zurück, als der Wirkstoff ursprünglich als Derivat des Medikaments Piracetam entwickelt wurde. Piracetam wurde damals zur Behandlung von Demenzerkrankungen eingesetzt, doch die Forschenden entdeckten eher zufällig, dass der strukturell leicht modifizierte Wirkstoff Levetiracetam auch über beachtliche antiepileptische Eigenschaften verfügte.

Zufällige Entdeckung der antiepileptischen Wirkung

Während der Untersuchungen zur Wirkung von Piracetam-Derivaten machten die Wissenschaftler die überraschende Beobachtung, dass Levetiracetam eine deutliche antikonvulsive Aktivität aufwies. Diese zufällige Entdeckung der antiepileptischen Wirkung war der Startschuss für die weitere Erforschung und Entwicklung von Levetiracetam als neues Medikament gegen Krampfleiden.

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Zulassung in der EU im Jahr 2000

Nach erfolgreichen klinischen Studien zur Sicherheit und Wirksamkeit wurde Levetiracetam im Jahr 2000 in der Europäischen Union für die Behandlung von Epilepsie zugelassen. Seitdem hat sich das Medikament zu einem wichtigen Therapeutikum in der Neurologie entwickelt und wird weltweit zur Kontrolle verschiedener Formen epileptischer Anfälle eingesetzt.

FAQ

Was ist Levetiracetam?

Levetiracetam ist ein Arzneistoff aus der Klasse der Antiepileptika, der zur Behandlung von Epilepsie eingesetzt wird. Es entfaltet seine Wirkung hauptsächlich durch die Verringerung bestimmter Botenstoffe des Nervensystems (Neurotransmitter), was zu einer Senkung der neuronalen Erregbarkeit, Verminderung der Botenstofffreisetzung und Hemmung der Ausbreitung von Anfallsaktivität im Gehirn führt.

Wie wirkt Levetiracetam?

Der Hauptwirkmechanismus von Levetiracetam beruht auf der Bindung an das synaptische Vesikelprotein 2A (SV2A), ein transmembranäres Glykoprotein, das im ZNS eine zentrale Rolle bei der Regulation der Neurotransmitterfreisetzung einnimmt. Darüber hinaus beeinflusst Levetiracetam auch den Calciumspiegel in den Nervenzellen, was ebenfalls zu einer Senkung der neuronalen Erregbarkeit führt.

Bei welchen Epilepsie-Formen wird Levetiracetam eingesetzt?

Levetiracetam ist zur Monotherapie fokaler Anfälle sowie zur Zusatztherapie bei myoklonischen und primär generalisierten tonisch-klonischen Anfällen zugelassen.

Wie wird Levetiracetam eingenommen?

Levetiracetam wird oral als Tabletten oder Lösung eingenommen, wobei eine individuelle Dosisanpassung erforderlich ist. Die Tabletten müssen zusammen mit ausreichend Flüssigkeit geschluckt werden, die Einnahme kann dabei unabhängig von Mahlzeiten erfolgen.

Welche Nebenwirkungen können bei Levetiracetam auftreten?

Sehr häufige Nebenwirkungen sind Kopfschmerzen, Schwindel und Schläfrigkeit. Weitere häufige Nebenwirkungen sind Angststörungen, depressive Verstimmungen, Gewichtsabnahme sowie Magen-Darm-Beschwerden. Beim plötzlichen Absetzen kann es zu vermehrten epileptischen Anfällen kommen.

Gibt es Wechselwirkungen und Kontraindikationen?

Bekannte Wechselwirkungen betreffen vor allem die gleichzeitige Anwendung von Methotrexat. Eine absolute Kontraindikation besteht bei bekannter Überempfindlichkeit gegen Levetiracetam oder chemisch verwandte Substanzen.

Kann Levetiracetam in der Schwangerschaft und Stillzeit eingenommen werden?

Levetiracetam gilt neben Lamotrigin als das Antiepileptikum der Wahl in der Schwangerschaft. In der Stillzeit wird vom Stillen während der Behandlung abgeraten, da gelegentlich Anpassungsstörungen beim Neugeborenen beobachtet wurden.

Wie wurde Levetiracetam entwickelt?

Levetiracetam wurde ursprünglich als Derivat des Wirkstoffs Piracetam entwickelt, der zur Behandlung von Demenz eingesetzt wird. Eher zufällig entdeckte man dann, dass der strukturell leicht veränderte Wirkstoff Levetiracetam auch über antiepileptische Eigenschaften verfügt.

Quellenverweise