Mit einem Weltmarktumsatz von über 1,2 Milliarden US-Dollar ist Atropin eines der meistverkauften Medikamente weltweit. Dieser Wirkstoff aus der Gruppe der Parasympatholytika spielt eine entscheidende Rolle in der modernen Medizin, indem er verschiedene Körperfunktionen beeinflusst. In diesem Artikel erfahren Sie alles über die vielfältigen Anwendungsgebiete, die Wirkweise und mögliche Nebenwirkungen von Atropin.
Atropin ist ein Wirkstoff aus der Gruppe der Parasympatholytika (auch Anticholinergika oder Muskarinrezeptor-Antagonisten genannt). Seine parasympatholytischen Eigenschaften sorgen dafür, dass die glatte Muskulatur im Magen-Darm-Trakt, in den Gallenwegen und den ableitenden Harnwegen erschlafft. Atropin hemmt auch die Sekretion von Speichel, Tränenflüssigkeit und Schweiß. Außerdem verringert es die Schleimbildung in der Lunge und erweitert die Pupillen des Auges. In höheren Dosierungen steigert Atropin den Herzschlag (positiv chronotrope Wirkung).
So wirkt Atropin
Atropin wirkt als Antagonist an muskarinergen Acetylcholinrezeptoren und hemmt damit die Wirkung des Parasympathikus, des einen Teils des vegetativen Nervensystems. Diese parasympatholytische Wirkung führt zu einer Relaxation der glatten Muskulatur, einer Verminderung der Drüsensekretion und einer Erhöhung der Herzfrequenz.
Sympathikus und Parasympathikus
Das vegetative Nervensystem besteht aus zwei Teilen – dem Sympathikus und dem Parasympathikus. Während der Sympathikus vor allem bei Stress und Anstrengung aktiviert wird, ist der Parasympathikus für die Ruhefunktionen des Körpers zuständig.
Indirekte sympathische Wirkungen
Wird der Parasympathikus durch Atropin gehemmt, kommt es zu indirekten sympathischen Wirkungen wie Pupillenerweiterung, Hemmung der Darmtätigkeit und der Speichelproduktion.
Aufnahme, Abbau und Ausscheidung
Nach der Aufnahme von Atropin in die Blutbahn wird ein kleiner Teil an Transportproteine im Blut gebunden. Die Hauptmenge jedoch liegt frei gelöst im Blutplasma vor. Dieses freie Atropin wird schnell (in zwei bis drei Stunden) abgebaut und über die Nieren ausgeschieden. Der kleinere, gebundene Teil wird langsamer über einen Zeitraum von etwa zwölf bis 38 Stunden ausgeschieden.
Aufnahme | Abbau | Ausscheidung |
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Atropin wird in die Blutbahn aufgenommen, wo ein Teil an Transportproteine gebunden wird. | Das freie Atropin im Blutplasma wird schnell, innerhalb von 2-3 Stunden, abgebaut. | Der größte Teil des Atropins wird über die Nieren rasch ausgeschieden. Der kleinere, gebundene Teil wird langsamer über 12-38 Stunden ausgeschieden. |
Wann wird Atropin eingesetzt?
Atropin wird bei einer Vielzahl von Anwendungsgebieten eingesetzt. Dazu gehören Krämpfe im Bereich von Magen und Darm, Gallen- und Harnwegen, die Hemmung der Sekretion der Magendrüsen und der Bauchspeicheldrüse.
Krämpfe im Magen-Darm-Bereich
Durch seine parasympatholytischen Eigenschaften kann Atropin Krämpfe im Bereich des Magen-Darm-Trakts, der Gallenwege und der ableitenden Harnwege lindern.
Hemmung der Sekretion
Atropin hemmt auch die Sekretion von Speichel, Tränenflüssigkeit und Schweiß. Außerdem verringert es die Schleimbildung in der Lunge.
Intravenöse Anwendung
In die Vene wird Atropin verabreicht zur Narkoseprämedikation, Behandlung von bradykarden Herzrhythmusstörungen und Vergiftungen mit G-Kampfstoffen und Insektiziden.
Atropin-haltige Augentropfen
Atropin-haltige Augentropfen werden verwendet zur Pupillenerweiterung vor Untersuchungen des Augenhintergrundes oder bei Augenentzündungen.
Atropin Wirkung
Dosierung und Häufigkeit
Der Wirkstoff Atropin wird nach Möglichkeit lokal angewendet, etwa in Form von Atropin-Augentropfen und Tropfen zur Anwendung im Mund. Zur Behandlung von inneren Organen oder Vergiftungen werden Injektionslösungen, Tabletten oder Zäpfchen eingesetzt. Dosierung und Häufigkeit der Anwendung werden vom behandelnden Arzt individuell an den Patienten angepasst.
Nach der Anwendung Atropin-haltiger Augentropfen sollte man keine Fahrzeuge lenken oder Maschinen bedienen, da der Wirkstoff die Sehleistung und das Reaktionsvermögen beeinträchtigt.
Nebenwirkungen von Atropin
Die Anwendung von Atropin kann mit verschiedenen Nebenwirkungen einhergehen, die stark von der verabreichten Dosis abhängen. Bei mehr als jedem zehnten Patienten treten typische Nebenwirkungen wie Mundtrockenheit, gerötete und trockene Haut, ein beschleunigter Herzschlag sowie Sehstörungen infolge der Pupillenerweiterung auf. Je nach Behandlungsgrund können diese Wirkungen jedoch auch durchaus erwünscht sein.
Dosisabhängige Nebenwirkungen
In besonders hohen Dosen kann Atropin zu weitreichenderen unerwünschten Effekten führen. Dazu zählen Halluzinationen, Sprachstörungen, Krämpfe, ein erhöhter Blutdruck, Muskelschwäche, Harnverhalt sowie Zustände von Verwirrung, Unruhe und Erregung. Diese dosisabhängigen Nebenwirkungen müssen bei der Behandlung sorgfältig überwacht werden.
Hinweise zur Einnahme von Atropin
Bevor Atropin eingenommen wird, ist es wichtig, mögliche Gegenanzeigen und Wechselwirkungen zu beachten. Atropin darf nicht bei Engwinkelglaukom, krankhafter Verengung der koronaren Gefäße, bestimmten Herzrhythmusstörungen, Blasenentleerungsstörung mit Restharnbildung, gutartiger Prostatavergrößerung und Myasthenia gravis verwendet werden.
Gegenanzeigen
Der Wirkstoff Atropin ist in Kombination mit anderen parasympatholytischen Medikamenten kontraindiziert, da sich die Wirkung dann verstärken kann. Patienten mit den zuvor genannten Erkrankungen sollten Atropin daher nicht einnehmen.
Wechselwirkungen
Atropin kann mit anderen Arzneimitteln, insbesondere mit parasympatholytischen Wirkstoffen, in Wechselwirkung treten. Dies kann zu einer Verstärkung oder Abschwächung der gewünschten Wirkungen führen. Deshalb ist es wichtig, den behandelnden Arzt über alle eingenommenen Medikamente zu informieren.
Altersbeschränkung
Atropin-Tabletten können bereits Kleinkindern ab zwei Jahren verabreicht werden. Für Säuglinge ab dem dritten Monat sind Atropin-haltige Augentropfen zugelassen.
Schwangerschaft und Stillzeit
Atropin überwindet die Plazenta und gelangt in die Muttermilch. Der Einsatz des Medikaments in Schwangerschaft und Stillzeit sollte daher nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung erfolgen.
Wie erhalte ich Medikamente mit Atropin?
Meist wird Atropin direkt vom Arzt angewendet. Für alle anderen Zwecke erhält man in Deutschland, Österreich und der Schweiz die entsprechenden Präparate rezeptpflichtig in der Apotheke. Ausgenommen von der Rezeptpflicht sind lediglich homöopathische Zubereitungen.
Land | Bezug von Atropin-Präparaten |
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Deutschland | Rezeptpflichtig in der Apotheke |
Österreich | Rezeptpflichtig in der Apotheke |
Schweiz | Rezeptpflichtig in der Apotheke |
Aufgrund der Rezeptpflicht ist der Bezug von Atropin-haltigen Medikamenten an bestimmte Voraussetzungen geknüpft. Der behandelnde Arzt muss das entsprechende Rezept ausstellen, bevor das Präparat in der Apotheke abgeholt werden kann.
Seit wann ist Atropin bekannt?
Bereits im 4. Jahrhundert vor Christus beschrieb Theophrastos von Eresos die Wirksamkeit der Alraune, einer Atropin-haltigen Pflanze, zur Behandlung von Wunden, Gicht und Schlaflosigkeit. 1831 konnte der deutsche Apotheker Heinrich Mein Atropin erstmals isolieren, 1901 wurde der Wirkstoff das erste Mal von Richard Willstätter künstlich hergestellt.
Geschichtlicher Hintergrund | Entdeckung |
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Bereits im 4. Jahrhundert vor Christus beschrieb Theophrastos von Eresos die Wirksamkeit der Alraune, einer Atropin-haltigen Pflanze, zur Behandlung von Wunden, Gicht und Schlaflosigkeit. | 1831 konnte der deutsche Apotheker Heinrich Mein Atropin erstmals isolieren, 1901 wurde der Wirkstoff das erste Mal von Richard Willstätter künstlich hergestellt. |
Fazit
Atropin ist ein vielseitig einsetzbares Medikament, das aufgrund seiner parasympatholytischen Eigenschaften die Funktionen verschiedener Organsysteme beeinflusst. Es findet Anwendung in der Notfall- und Augenheilkunde sowie zur Behandlung von Krämpfen und Sekretionsstörungen.
Allerdings kann Atropin auch Nebenwirkungen wie Mundtrockenheit, Sehstörungen oder Herzrasen verursachen, die dosisabhängig sind. Bei der Einnahme müssen daher Gegenanzeigen, Wechselwirkungen und individuelle Faktoren wie Schwangerschaft oder Stillzeit berücksichtigt werden.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Atropin ein wichtiges Medikament ist, das jedoch mit Vorsicht und unter Beachtung der entsprechenden Sicherheitshinweise angewendet werden sollte.