In Deutschland werden jährlich über 23 Millionen Narkosen durchgeführt, und dabei spielt das synthetische Injektionsanästhetikum Propofol eine zentrale Rolle. Dieses hochwirksame Medikament wird in der Medizin sehr häufig eingesetzt, um Patienten in einen künstlichen Tiefschlaf zu versetzen. Dieser Artikel gibt einen umfassenden Überblick über die Wirkungsweise, Dosierung, Nebenwirkungen und den Einsatz von Propofol in der Anästhesie und Sedierung. Erfahren Sie alles, was Sie über dieses wichtige Narkosemittel wissen müssen.
Was ist Propofol?
Propofol ist ein synthetisches Injektionsanästhetikum, das in der Medizin häufig eingesetzt wird. Es wird in Form einer Fettemulsion (Öl-in-Wasser-Emulsion) verabreicht. Die chemische Bezeichnung des Propofol lautet 2,6-Diisopropylphenol, und es hat eine molare Masse von 178,27 g/mol.
Chemische Eigenschaften
Als chemische Struktur besitzt Propofol einen aromatischen Ring mit zwei Isopropylgruppen. Diese Struktur verleiht dem Injektionsanästhetikum seine charakteristischen Eigenschaften und Wirkungsweisen.
Darreichungsformen
Propofol wird in verschiedenen Darreichungsformen angeboten, wie Ampullen, Durchstechflaschen oder Fertigspritzen. Üblicherweise sind die Emulsionen mit einer Wirkstoffkonzentration von 1% oder 2% erhältlich.
Wie wirkt Propofol?
Der genaue Wirkmechanismus von Propofol ist nicht vollständig geklärt, aber es konnte eine Bindung an GABA-A-Rezeptoren nachgewiesen werden. Propofol scheint die Erregbarkeit von Nervenzellen zu vermindern, indem es die Wirkung des inhibitorischen Neurotransmitters GABA verstärkt.
Wirkmechanismus
Propofol bindet an spezielle Bindungsstellen auf den GABA-A-Rezeptoren, was zu einer verstärkten Öffnung der dazugehörigen Chloridkanäle führt. Dadurch wird die Übertragung von Erregungen in den Nervenzellen gehemmt und die Schwelle für das Auslösen von Aktionspotentialen angehoben.
Auswirkungen auf die Hirnfunktion
Darüber hinaus induziert Propofol charakteristische Veränderungen der Hirnaktivität, wie die Entstehung von Alpha-Wellen im frontalen Kortex und Slow-Wave-Rhythmen. Diese Fragmentierung der kortikalen Kommunikation führt letztendlich zur Bewusstlosigkeit.
propofol wirkung
Propofol besitzt eine rein hypnotische (bewusstseinsausschaltende) Wirkung, aber keine analgetische (schmerzlindernde) Wirkung. Nach Verabreichung von Propofol tritt innerhalb von 30 Sekunden eine tiefe Bewusstlosigkeit (Hypnose) ein, die etwa 5-8 Minuten anhält. Für eine vollständige Narkose inklusive Schmerzausschaltung müssen daher zusätzlich Schmerzmittel (Analgetika) verabreicht werden.
Bewusstlosigkeit und Hypnose
Propofol führt nach Verabreichung innerhalb von 30 Sekunden zu einer tiefen Bewusstlosigkeit (Hypnose), die etwa 5-8 Minuten anhält. Diese Wirkung beruht auf der Verstärkung der Wirkung des inhibitorischen Neurotransmitters GABA in bestimmten Hirnarealen.
Keine analgetische Wirkung
Im Gegensatz zu anderen Narkosemitteln wie Opiaten besitzt Propofol keine analgetische (schmerzlindernde) Wirkung. Für eine vollständige Narkose inklusive Schmerzausschaltung müssen daher zusätzlich Schmerzmittel (Analgetika) verabreicht werden.
Pharmakokinetik von Propofol
Propofol wird intravenös verabreicht und besitzt eine vollständige Bioverfügbarkeit. Es verteilt sich sehr schnell im gesamten Körper, wobei hohe Konzentrationen im gut durchbluteten Gehirn erreicht werden. Die anästhetische Wirkung von Propofol setzt innerhalb von 30 Sekunden ein und hält aufgrund der raschen Umverteilung und Metabolisierung nur 5-8 Minuten an.
Resorption und Verteilung
Nach intravenöser Gabe wird Propofol rasch im Körper verteilt. Aufgrund seiner hohen Lipophilie gelangt es schnell in das Gewebe, insbesondere in das gut durchblutete Gehirn. Dort werden die höchsten Konzentrationen erreicht, was die schnelle Wirkungsentfaltung erklärt.
Metabolismus und Elimination
In der Leber wird Propofol hauptsächlich glucuronidiert und zu inaktiven Metaboliten abgebaut, bevor es renal ausgeschieden wird. Die Gesamtclearance liegt bei Erwachsenen zwischen 1,5-2 L/min. Die hohe Eliminationsrate führt dazu, dass die anästhetische Wirkung von Propofol relativ kurz andauert.
Dosierung von Propofol
Die Dosierung von Propofol richtet sich nach dem Alter, Körpergewicht und Gesundheitszustand des Patienten. Zur Narkoseeinleitung bei Erwachsenen werden in der Regel 1,5-2,5 mg/kg Körpergewicht verabreicht, bei älteren Patienten oder Risikopatienten kann eine Dosisreduktion auf 1 mg/kg Körpergewicht erforderlich sein.
Zur Aufrechterhaltung der Narkose werden 4-12 mg/kg Körpergewicht pro Stunde als Dauerinfusion gegeben. Für die Sedierung von Erwachsenen sind 0,5-1 mg/kg Körpergewicht zur Einleitung und 1,5-4,5 mg/kg Körpergewicht pro Stunde zur Erhaltung üblich.
Indikationen für Propofol
Propofol ist für verschiedene Anwendungen in der Anästhesie und Sedierung zugelassen. Es wird häufig zur Einleitung und Aufrechterhaltung einer Allgemeinanästhesie eingesetzt, insbesondere bei kürzeren chirurgischen Eingriffen. Darüber hinaus dient Propofol auch zur Sedierung von Patienten bei operativen oder diagnostischen Maßnahmen.
Narkoseeinleitung
Propofol eignet sich hervorragend zur Einleitung einer Allgemeinanästhesie. Die schnell einsetzende Wirkung und das angenehme Erwachen machen Propofol zu einem bevorzugten Anästhetikum für die Narkoseeinleitung bei Erwachsenen und Kindern.
Sedierung
Neben der Anwendung in der Allgemeinanästhesie findet Propofol auch Verwendung zur Sedierung von Patienten. Es wird dabei bei ambulanten oder diagnostischen Eingriffen eingesetzt, um den Patienten in einen Zustand der Bewusstlosigkeit oder Dämmerschlaf zu versetzen.
Totale intravenöse Anästhesie
Propofol kann auch als alleiniges Anästhetikum während einer Operation in Form einer totalen intravenösen Anästhesie (TIVA) eingesetzt werden. Dabei wird Propofol kontinuierlich über eine Infusion verabreicht, um eine sichere und kontrollierbare Narkose aufrechtzuerhalten.
Darüber hinaus findet Propofol Anwendung in der Epilepsiebehandlung als Antikonvulsivum.
Nebenwirkungen von Propofol
Wie jedes Medikament kann auch Propofol Nebenwirkungen hervorrufen. Zu den häufigen Nebenwirkungen zählen Schmerzen an der Injektionsstelle, Atemdepression bis hin zum Atemstillstand, Blutdruckabfall, Muskelzuckungen und Histaminfreisetzung.
Propofol-Infusionssyndrom
Sehr selten, vor allem bei Langzeitanwendung von Propofol über mehr als 5 Stunden, kann es zu einem lebensbedrohlichen Propofol-Infusionssyndrom kommen. Dieses Syndrom geht mit schweren Herz-Kreislauf-Störungen einher und kann fatale Folgen haben.
Kontraindikationen und Vorsichtsmaßnahmen
Die Anwendung von Propofol ist in einigen Fällen kontraindiziert. So darf es nicht bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder Sojaallergie eingesetzt werden. Besondere Vorsicht ist bei Patienten mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen geboten, da Propofol den Blutdruck senken und die Atmung beeinträchtigen kann. Zudem ist die Anwendung bei Kindern unter 16 Jahren zur Sedierung im Rahmen einer Intensivbehandlung nicht zugelassen.
Kontraindikationen | Vorsichtsmaßnahmen |
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Anwendung in der Schwangerschaft und Stillzeit
Der Einsatz von Propofol in der Schwangerschaft ist nicht umfassend untersucht. Da der Wirkstoff plazentagängig ist, besteht ein Risiko für den Fetus, insbesondere bei hohen Dosen. Daher sollte Propofol in der Schwangerschaft nur bei zwingender Indikation und unter Abwägung des Nutzen-Risiko-Verhältnisses angewendet werden.
Während der Stillzeit geht Propofol in geringem Maße in die Muttermilch über, sodass eine Stillpause von mindestens 24 Stunden empfohlen wird.
Situation | Empfehlung |
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Schwangerschaft | Nur bei zwingender Indikation und unter Nutzen-Risiko-Abwägung |
Stillzeit | Stillpause von mindestens 24 Stunden |
Fazit
Propofol ist ein hochwirksames, schnell wirkendes Injektionsanästhetikum, das in der klinischen Praxis vielfältig eingesetzt wird. Es zeichnet sich durch ein angenehmes Einschlafen und Aufwachen aus und verursacht selten Übelkeit oder Erbrechen. Allerdings besitzt Propofol keine analgetische Wirkung, sodass für eine vollständige Narkose zusätzlich Schmerzmittel verabreicht werden müssen.
Bei der Anwendung von Propofol sind eine sorgfältige Dosisanpassung und ständige Überwachung des Patienten erforderlich, da Propofol lebensbedrohliche Nebenwirkungen wie Atemdepression und Kreislaufstörungen hervorrufen kann. Insgesamt ist Propofol ein wichtiges Narkosemittel, das jedoch mit der gebotenen Vorsicht und Sorgfalt angewendet werden muss.