Wussten Sie, dass der Schlafmohn (Papaver somniferum), aus dem Opium gewonnen wird, bereits seit über 6000 Jahren als Rauschmittel verwendet wird? Diese uralte Kulturpflanze galt in der Antike als mystische Zauberpflanze und fand sogar Verwendung in der traditionellen Medizin. Erst im 16. Jahrhundert begann der Schweizer Arzt Paracelsus, Opium für medizinische Zwecke einzusetzen, bevor es sich im 17. Jahrhundert zu einem bedeutenden Handelsgut entwickelte. Heute wird der Anbau des Mohns zur Gewinnung von Opium und als Kulturpflanze weltweit, vor allem im „Goldenen Dreieck“ in Südostasien, betrieben.
In diesem Artikel erfahren Sie alles über die faszinierenden Wirkungen und möglichen Risiken des Opiumkonsums, die Opiumabhängigkeit sowie die Geschichte und Verwendung von Opiumtinkturen und Opiumverboten.
Geschichte und Ursprung des Opiums
Die Heimat des Mohns, aus dem Opium gewonnen wird, liegt im heutigen Südirak. Bereits vor etwa 6000 Jahren soll Opium als Rauschmittel verwendet worden sein. In der Antike galt der Mohn mit seinen berauschenden Effekten als Nahrung „wahrsagender Drachen“, als geheimnisvolle Zauberpflanze und als „Traum-“ und Schlafmittel. Während der römischen Herrschaft verbreitete sich der Opiumgebrauch über ganz Europa, später auch nach Persien, Indien und China.
Einsatz in der traditionellen Medizin
In der traditionellen chinesischen Medizin, aber auch bei den alten Ägyptern, wurden die heilenden Eigenschaften des Mohns sehr geschätzt. Bereits im frühen 16. Jahrhundert setzte der Arzt Paracelsus Opium für medizinische Zwecke, vor allem zur Behandlung von Schmerzen, Durchfallerkrankungen und als Schlafmittel, ein.
Opiumkriege und wirtschaftliche Bedeutung
Die steigende medizinische und ökonomische Bedeutung des Opiums und seine Verwendung als Rauschdroge führten 1839 zum sogenannten Opiumkrieg zwischen China und England, der mit der Unterwerfung Chinas endete. Heute ist jedoch klar, dass Opium lediglich als Vorwand für die kriegerischen Handlungen diente. Im 17. Jahrhundert entwickelte sich Opium zu einem der wichtigsten Handelsprodukte.
Was sind Opiate und Opioide?
Opiate und Opioide werden häufig synonym verwendet, doch es gibt bedeutende Unterschiede zwischen diesen Substanzen. Opiate sind natürlich vorkommende organische Verbindungen (Alkaloide) der Substanz Opium, die aus der Schlafmohnpflanze (Papaver somniferum) gewonnen wird. Opioide hingegen sind Stoffe, die entweder als natürliche körpereigene Opioide (Endorphine) vorkommen oder synthetisch hergestellt werden (exogene Opioide).
Natürliche vs. synthetische Opioide
Man unterscheidet bei den Opioiden zwischen halbsynthetischen (z.B. Hydromorphon, Oxycodon) und vollsynthetischen Varianten (z.B. Fentanyl, Pethidin, Methadon). Sowohl Opiate als auch Opioide können als wirksame Schmerzmittel eingesetzt oder aber auch missbräuchlich als Drogen konsumiert werden. Der erste Stoff aus dieser Gruppe, Morphin, wurde bereits 1806 isoliert. Schnell wurden die starken schmerzstillenden Eigenschaften erkannt und der Einsatz an verletzten Soldaten begann, doch auch die Gefahr einer Abhängigkeit war enorm. Daher suchten Forscher nach weniger suchtgefährdenden Wirkstoffen, was zur Entwicklung des halbsynthetischen Opioids Heroin führte.
Opiate und Opioide als Schmerzmittel
Opiate und Opioide gehören weltweit zu den stärksten und am schnellsten wirksamen Opiatschmerzmittel und Opioidschmerzmittel. Sie werden eingesetzt, wenn nicht-opioide Schmerzmittel wie Paracetamol oder Ibuprofen keine Erfolge bringen. Um die richtige opioide Substanz auszuwählen, werden die Wirkstoffe hinsichtlich ihrer schmerzstillenden Wirkung, der Wirkstärke Opioide, eingestuft. Dabei bildet Morphin den Referenzpunkt, während Tramadol zehnmal schwächer und Fentanyl 120-mal stärker wirkt als Morphin.
Geschichte der medizinischen Verwendung
Die erstaunlichen Effekte der Inhaltsstoffe des Schlafmohns sind bereits seit Tausenden von Jahren bekannt. 1806 isolierte der deutsche Apotheker Friedrich Wilhelm Sertürner aus Opium erstmals Morphin oder Morphium, das bis heute als wichtiges Opiatschmerzmittel in der Medizingeschichte Verwendung findet. Schnell wurden die schmerzstillenden Eigenschaften erkannt und der großflächige Einsatz, zum Beispiel an verletzten Soldaten, begann.
Einstufung nach analgetischer Potenz
Um zu entscheiden, welche opioide Substanz im Rahmen der Schmerztherapie die richtige ist, werden die Wirkstoffe aus dieser Gruppe hinsichtlich ihrer schmerzstillenden Wirkung, der Wirkstärke Opioide, eingestuft. Das WHO-Stufenschema teilt Schmerzmittel in drei Wirkstufen ein: Stufe 1 Nicht-Opioid-Analgetika, Stufe 2 niederpotente Opioid-Analgetika und Stufe 3 äußerst starke Opiate und Opioide, darunter auch Morphin.
Wirkungsweise im Gehirn
Nach der Einnahme von Opioiden überwinden die Wirkstoffe relativ schnell die Blut-Hirn-Schranke. Dort binden sie an spezifische Opioid-Rezeptoren, die für die Weiterleitung von Schmerzsignalen zuständig sind. Dadurch wird die Weiterleitung der Schmerzen unterdrückt und das Schmerz-hemmende System aktiviert. Neben dieser Schmerzlinderung haben die Medikamente einen gefährlichen Nebeneffekt: Sie wirken euphorisierend.
Neben der Unterdrückung der Schmerzsignale verändern Opioide auch das Schmerzempfinden der Betroffenen. Auf diese Weise verschwinden neben den Schmerzen auch Angstgefühle und Depressionen, Hochgefühle stellen sich ein und die Konsumenten fühlen sich rundum gut und stark. Genau dies verleitet nicht nur Patienten mit chronischen Schmerzen zu einem Missbrauch, sondern ebenso Menschen, die es ausschließlich auf die euphorisierende Wirkung abgesehen haben.
Opium Wirkung und Nebenwirkungen
Neben der Unterdrückung von Schmerzen haben Opiate und Opioide einen gefährlichen Nebeneffekt: Sie wirken euphorisierend. Auf diese Weise verschwinden neben den Schmerzen auch Angstgefühle und Depressionen, Hochgefühle stellen sich ein und die Konsumenten fühlen sich rundum gut und stark. Gleichzeitig können opioide Schmerzmittel auch eine beruhigende Wirkung haben.
Mögliche Nebenwirkungen und Risiken
Je nach Dosierung und Wirkstoff können opioide Schmerzmittel wie Morphin, Tramadol oder Oxycodon eine Reihe von Nebenwirkungen mit sich bringen, die auf den Körper und die Psyche negative Effekte haben können. Dazu zählen Übelkeit, Verstopfung, Müdigkeit, Verringerung der Atemtätigkeit und paradoxe Reaktionen wie Unruhe und Angst. Beim Dauerkonsum sind weitere, teils irreversible und lebensgefährliche Folgeschäden wie Magen-Darm-Erkrankungen, Depressionen, Psychosen und Atemdepression mit Todesfolge möglich.
Gefahr der Abhängigkeit
Sowohl Opiate als auch Opioide bergen ein extrem hohes Suchtpotenzial. Der Übergang von verträglichen Dosierungen zu lebensbedrohlichen Überdosierungen ist bei diesen Substanzen sehr eng. Wird über Monate kein Opiat/Opioid konsumiert, bildet sich die Toleranz zurück – Dosierungen wie vor der Abstinenz führen dann zu lebensgefährlichen Notfällen. Eine Opiatabhängigkeit kann schwerwiegende gesundheitliche, psychische und soziale Folgen haben.
Verschreibung und Anwendung
Um zu entscheiden, welche opioide Substanz im Rahmen der Schmerztherapie die richtige ist, werden die Wirkstoffe hinsichtlich ihrer schmerzstillenden Wirkung, der analgetischen Potenz, eingeteilt. Das WHO-Stufenschema teilt Schmerzmittel in drei Wirkstufen ein: Stufe 1 Nicht-Opioid-Analgetika, Stufe 2 niederpotente Opioid-Analgetika und Stufe 3 äußerst starke Opiate und Opioide, darunter auch Morphin. Die Verordnung erfolgt in der Regel nach diesem Schema.
WHO-Stufenschema für Schmerzmittel
Aufgrund ihrer starken Wirkung fallen viele Medikamente, die opioide Substanzen enthalten, in Deutschland unter das Betäubungsmittelgesetz und sind nur über ein entsprechendes BtM-Rezept zu erhalten. Stoffe wie Heroin sind hierzulande nicht mehr im medizinischen Gebrauch.
Betäubungsmittelgesetz und Rezeptpflicht
Aufgrund ihrer starken Wirkung fallen viele Medikamente, die opioide Substanzen enthalten, in Deutschland unter das Betäubungsmittelgesetz und sind nur über ein entsprechendes BtM-Rezept zu erhalten. Stoffe wie Heroin sind hierzulande nicht mehr im medizinischen Gebrauch.
Sicherer Umgang mit Opioid-Analgetika
Patienten, denen Opioide verschrieben werden, sollten sich jederzeit an die vorgegebene Dosierung halten. Diese wird vom Arzt so gewählt, dass das Analgetikum dauerhaft gegen Schmerzen wirkt. Insbesondere bei Retard-Tabletten muss der Einnahmeplan strikt eingehalten werden, um den Wirkstoff-Spiegel konstant zu halten. Bei unsachgemäßer Einnahme besteht verstärkt die Gefahr von Nebenwirkungen, Überdosierung und Abhängigkeit.
Opioid-Ausweis und Fahrtauglichkeit
Chronischen Schmerzpatienten, die dauerhaft opioide Schmerzmittel einnehmen, wird empfohlen, einen Opioid-Ausweis mit sich zu führen. Darin sind die verordneten Analgetika, die Dosierung und die Einnahmedaten aufgeführt. So ist jederzeit die richtige Medikation sichergestellt und der rechtmäßige Konsum nachgewiesen, was auch die Fahrtauglichkeit belegt.
Risiko der Überdosierung
Der Übergang von Dosierungen, die für den Körper verträglich sind, und von solchen, die zu Überdosierungen Opioide führen können, ist bei Opioiden äußerst schmal. Aufgrund ihres starken Wirkpotenzials ist der Dosis-Wirkungsbereich Opioide sehr eng, was die Gefahr von Vergiftungen deutlich erhöht.
Bei Opioiden wie Heroin, Morphin oder synthetischen Schmerzmitteln wie Fentanyl ist es sehr leicht, die für den Körper verträgliche Dosis zu überschreiten. Bereits geringfügige Differenzen können zu schwerwiegenden, sogar tödlichen Nebenwirkungen wie Atemstillstand oder Kreislaufversagen führen. Diese hohe Potenz der Substanzen birgt ein enormes Risikopotenzial, das stets im Hinterkopf behalten werden muss.
Um die Gefahren zu minimieren, ist eine strenge Einhaltung des ärztlich verordneten Einnahmeplans unerlässlich. Nur so lässt sich das Risiko einer Überdosierung kontrollieren und ein sicherer Umgang mit diesen starken Schmerzmitteln gewährleisten.