Glauben Sie es oder nicht, aber über 10 Millionen Menschen in Deutschland nehmen regelmäßig Glukokortikoide ein – oft auch unter dem Namen Kortison bekannt. Diese sehr wirksamen Medikamente sind bei der Behandlung von Entzündungen und Autoimmunerkrankungen nicht mehr wegzudenken. Doch wie genau wirken Glukokortikoide im Körper und welche Vor- und Nachteile bringen sie mit sich? In diesem Artikel erfahren Sie alles Wichtige über diese Hormonpräparate.
Glukokortikoide werden vom Körper in der Nebennierenrinde produziert und haben vielfältige Aufgaben im Stoffwechsel, Immunsystem und Kreislauf. Bei medizinischer Anwendung können sie entzündungshemmend, immunsuppressiv und schmerzstiLLend wirken. Daher kommen sie bei zahlreichen Erkrankungen zum Einsatz, darunter allergische, rheumatische und Autoimmunerkrankungen, Asthma sowie Entzündungen des Verdauungstrakts.
Neben den natürlichen Glukokortikoiden Cortisol und Cortison werden auch diverse synthetische Derivate wie Prednison oder Prednisolon als Medikamente verwendet. Die Anwendung ist in vielen Darreichungsformen möglich, etwa oral, als Inhalation, Injektion oder äußerlich als Creme. Allerdings kann der langfristige Einsatz von Glukokortikoiden auch zu unerwünschten Nebenwirkungen führen.
Was sind Glukokortikoide?
Glukokortikoide sind körpereigene Steroidhormone, die in der Nebennierenrinde produziert werden. Sie gehören zu den Corticosteroiden und haben vielfältige Aufgaben im Körper, wie die Regulation des Stoffwechsels, des Wasserhaushalts und des Immunsystems.
Körpereigene Steroidhormone
Neben den natürlichen Formen wie Cortisol und Cortison werden auch synthetisch hergestellte Varianten wie Hydrocortison, Prednison und Prednisolon als Medikamente eingesetzt.
Künstlich hergestellte Formen
Diese künstlichen Glukokortikoide sind den körpereigenen Formen sehr ähnlich und werden in der Medizin zur Behandlung von Entzündungen, Allergien und Autoimmunerkrankungen genutzt.
Glukokortikoide wirkung
Glukokortikoide entfalten ihre Wirkung im Körper auf verschiedenen Ebenen. Sie beeinflussen den Stoffwechsel, indem sie den Abbau von Eiweiß, Fett und Kohlenhydraten regulieren und so die Bereitstellung von Energie steuern.
Entzündungshemmend und immunsuppressiv
Darüber hinaus wirken Glukokortikoide entzündungshemmend und immunsuppressiv, indem sie die Freisetzung von Entzündungsbotenstoffen und die Aktivität des Immunsystems hemmen.
Bindung an Glukokortikoid-Rezeptoren
Dies erreichen sie, indem sie an spezifische Glukokortikoid-Rezeptoren in den Zellen binden und so deren Genexpression beeinflussen.
Anwendungsgebiete
Glukokortikoide werden in der Medizin aufgrund ihrer vielfältigen Wirkungen bei zahlreichen Erkrankungen eingesetzt. Dazu gehören allergische Reaktionen und Asthma, bei denen sie die Überreaktion des Immunsystems dämpfen können. Bei Autoimmunerkrankungen wie Rheuma oder Multipler Sklerose nutzt man die immunsuppressive Wirkung der Glukokortikoide.
Auch bei entzündlichen Erkrankungen des Verdauungstrakts, der Gelenke oder der Haut setzen Ärzte sie aufgrund ihrer entzündungshemmenden Eigenschaften ein. Darüber hinaus finden Glukokortikoide Anwendung in der Tumortherapie, wo sie zur Reduktion von Tumorödemen und Begleiterscheinungen eingesetzt werden können.
Darreichungsformen
Glukokortikoide werden in verschiedenen Darreichungsformen verabreicht, um ihre Wirkung optimal zu entfalten. Die häufigste Anwendungsform sind Tabletten, die oral eingenommen werden. Für eine lokale Behandlung von entzündlichen Hauterkrankungen kommen zudem Cremes oder Salben zum Einsatz.
In Fällen, in denen eine schnellere Wirkung erforderlich ist, erfolgt die Verabreichung manchmal auch als Injektion oder Infusion. Dies kann beispielsweise bei schwerwiegenden allergischen Reaktionen der Fall sein. Darüber hinaus werden Glukokortikoide bei Atemwegserkrankungen wie Asthma inhalativ angewendet.
Nebenwirkungen
Der langfristige Einsatz von Glukokortikoiden kann zu einer Reihe von Nebenwirkungen führen. Dazu gehören Störungen des Zuckerstoffwechsels mit erhöhtem Blutzuckerspiegel, Osteoporose durch den Abbau von Knochensubstanz, das Cushing-Syndrom mit typischen Fettumverteilungen und Wassereinlagerungen sowie eine Schwächung des Immunsystems. Je höher die Dosis und je länger die Einnahme, desto wahrscheinlicher treten solche Nebenwirkungen auf. Um diese zu minimieren, versuchen Ärzte, die Dosis und Therapiedauer so gering wie möglich zu halten.
Störungen des Zuckerhaushalts
Glukokortikoide können den Zuckerstoffwechsel beeinflussen und zu einem Anstieg des Blutzuckerspiegels führen. Dies kann bei Patienten mit vorbestehendem Diabetes mellitus die Einstellung erschweren und das Risiko von Komplikationen erhöhen.
Osteoporose
Langfristige Glukokortikoid-Therapien begünstigen den Abbau von Knochensubstanz und erhöhen somit das Risiko für Osteoporose und Frakturen. Daher ist bei Patienten mit Osteoporose-Risiko eine zusätzliche knochenaufbauende Behandlung wichtig.
Cushing-Syndrom
Hochdosierte oder langfristige Glukokortikoide können das sogenannte Cushing-Syndrom auslösen. Dabei kommt es zu charakteristischen Fettumverteilungen, Wassereinlagerungen und Muskelschwäche. Das Risiko steigt mit steigender Dosis und Therapiedauer.
Schwächung des Immunsystems
Glukokortikoide üben auch eine immunsuppressive Wirkung aus, was das Infektionsrisiko erhöht. Patienten unter Glukokortikoid-Therapie müssen daher besonders auf Infektionen achten und gegebenenfalls eine Antibiotikaprophylaxe erhalten.
Wechselwirkungen
Glukokortikoide können auch mit anderen gängigen Medikamenten in Wechselwirkung treten. Dies ist besonders wichtig zu berücksichtigen, da solche Interaktionen die Wirksamkeit der Behandlung beeinflussen und weitere Komplikationen verursachen können.
Mit Antikoagulanzien
Glukokortikoide können die Wirkung von Blutverdünnern (Antikoagulanzien) wie Warfarin oder Heparin abschwächen. Dies kann zu einem erhöhten Risiko für Thrombosen und Blutungen führen. Der behandelnde Arzt muss die Dosis der Antikoagulanzien daher sorgfältig überwachen und gegebenenfalls anpassen, wenn gleichzeitig Glukokortikoide eingenommen werden.
Mit Antidiabetika
Der Einsatz von Glukokortikoiden kann auch den Zuckerstoffwechsel beeinflussen und den Bedarf an oralen Antidiabetika oder Insulin erhöhen. Daher müssen Blutzuckerwerte bei Patienten mit Diabetes engmaschig kontrolliert und die Medikation gegebenenfalls angepasst werden.
Mit nichtsteroidalen Antirheumatika
Bei der gleichzeitigen Einnahme von Glukokortikoiden und nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR) wie Acetylsalicylsäure steigt das Risiko für Magen-Darm-Blutungen. Um dies zu vermeiden, sollten NSAR möglichst nicht zusammen mit Glukokortikoiden verordnet werden.
Kontraindikationen
Bei der Substitutionstherapie, also der Ersetzung fehlender körpereigener Glukokortikoide, gibt es grundsätzlich keine Kontraindikationen. Bei der pharmakologischen Anwendung von Glukokortikoiden zu therapeutischen Zwecken existieren jedoch einige relative Kontraindikationen. Dazu zählen Osteoporose, Ulkuserkrankungen, schlecht einstellbarer Bluthochdruck, Diabetes mellitus und Infektionen, insbesondere Tuberkulose. Auch in der Schwangerschaft sollte der Einsatz von Glukokortikoiden sorgfältig abgewogen werden. Generell sind die Entscheidung für eine Glukokortikoid-Behandlung und die Dosierung immer eine Nutzen-Risiko-Abwägung durch den behandelnden Arzt.
Relative Kontraindikationen bei Glukokortikoid-Therapie |
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Osteoporose |
Ulkuserkrankungen |
Schlecht einstellbarer Bluthochdruck |
Diabetes mellitus |
Infektionen, insbesondere Tuberkulose |
Schwangerschaft |
Absetzen und Ausschleichen
Beim Absetzen einer Glukokortikoid-Therapie ist besondere Vorsicht geboten. Da der Körper unter der Einnahme die eigene Produktion herunterreguliert, kann ein plötzliches Absetzen zu Entzugserscheinungen wie Müdigkeit, Gelenkschmerzen oder Blutdruckabfall führen.
Langsames Reduzieren der Dosis
Deshalb ist es wichtig, die Dosis langsam über mehrere Wochen hinweg zu reduzieren, bis die körpereigene Glukokortikoid-Produktion wieder ausreichend ist. Nur so lässt sich ein Wiederaufflammen der Grunderkrankung und weitere Komplikationen vermeiden.
Vermeidung von Entzugserscheinungen
Ein abruptes Absetzen kann zu unangenehmen Entzugserscheinungen führen. Daher ist es entscheidend, die Dosierung behutsam und schrittweise zu senken, um den Körper an die wieder ansteigende körpereigene Glukokortikoid-Produktion zu gewöhnen.
Fazit
Glukokortikoide sind äußerst wirksame Medikamente, die in der Behandlung zahlreicher entzündlicher, allergischer und Autoimmunerkrankungen eingesetzt werden. Sie entfalten ihre vielfältigen Effekte, indem sie an Glukokortikoid-Rezeptoren in den Körperzellen binden und die Genexpression beeinflussen. Neben den natürlichen Formen Cortisol und Cortison gibt es auch synthetisch hergestellte Varianten wie Prednison oder Prednisolon.
Glukokortikoide können oral, lokal auf der Haut, per Injektion oder Inhalation verabreicht werden. Allerdings bergen sie auch Risiken, da sie langfristig zu Nebenwirkungen wie Diabetes, Osteoporose oder Immunschwäche führen können. Daher ist eine sorgfältige ärztliche Überwachung und Dosisanpassung wichtig.
Beim Absetzen der Therapie muss die Dosis zudem langsam reduziert werden, um Entzugsreaktionen zu vermeiden. Insgesamt sind Zusammenfassung und Überblick über die Wirkweise, Anwendungsgebiete und Risiken von Glukokortikoiden für ein umfassendes Verständnis ihrer Einsatzmöglichkeiten und Grenzen entscheidend.