Wussten Sie, dass Methylphenidat als ADHS-Medikament weltweit jährlich mehr als 10 Milliarden US-Dollar umsetzt? Dieser Arzneistoff aus der Gruppe der Stimulanzien wurde 1944 vom Italiener Leandro Panizzon synthetisiert, der als Mitarbeiter der Firma Ciba (heute Novartis) die Wirkung im Selbstversuch gemeinsam mit seiner Frau Rita testete. Panizzon entdeckte dabei den konzentrationsfördernden und antriebssteigernden Effekt von Methylphenidat, nachdem seine Frau unter der Einnahme des Medikaments besser Tennis spielen konnte. Daraus wurde schließlich der Handelsname „Ritalin®“ abgeleitet.
- Wie wirkt Methylphenidat?
- Einsatzgebiete von Methylphenidat
- Dosierung und Anwendung
- Methylphenidat Wirkung
- Nebenwirkungen von Methylphenidat
- Kontraindikationen und Vorsichtsmaßnahmen
- Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten
- Methylphenidat in Schwangerschaft und Stillzeit
- Rechtliche Aspekte
- Fazit
- FAQ
- Quellenverweise
Wie wirkt Methylphenidat?
Methylphenidat ist ein sogenannter Wiederaufnahmehemmer der Botenstoffe Dopamin und Noradrenalin im Gehirn. Durch diese Wirkung verweilen diese wichtigen Neurotransmitter länger an ihren Rezeptoren und führen im Gehirn zu einer anregenden Wirkung, erhöhter Wachheit, Konzentrations- und Leistungsfähigkeit.
Botenstoff-Beeinflussung
Methylphenidat steigert die Konzentration der Neurotransmitter Dopamin und Noradrenalin im Gehirn. Dadurch können Kinder und Jugendliche mit ADHS mithilfe von Methylphenidat besser am Unterricht teilnehmen und sich bei schwierigen Aufgaben länger konzentrieren. Sie fühlen sich nicht mehr so aufgedreht und abgelenkt.
Anregung des zentralen Nervensystems
Neben der Beeinflussung der Botenstoffe hat Methylphenidat auch eine aktivierende Wirkung auf das zentrale Nervensystem. Dies führt zu einer Steigerung der Wachheit und einer Verbesserung der kognitiven Leistungsfähigkeit.
Einsatzgebiete von Methylphenidat
Methylphenidat ist zur Therapie von ADHS bei Kindern ab einem Alter von sechs Jahren zugelassen, wenn sich andere Maßnahmen als unzureichend erwiesen haben. Es wird als Teil eines umfassenden Therapiekonzepts eingesetzt, das auch psychologische und pädagogische Maßnahmen beinhaltet.
Behandlung von ADHS bei Erwachsenen
Manche Methylphenidat-Präparate sind auch für die Behandlung von Erwachsenen mit einer seit dem Kindesalter fortbestehenden ADHS indiziert. Die Erstverordnung und Folgeverordnung erfolgt unter Aufsicht eines auf ADHS spezialisierten Arztes.
Dosierung und Anwendung
Für Kinder und Jugendliche beginnt die Behandlung mit Methylphenidat in der Regel mit einer Startdosis von 5 mg ein- bis zweimal täglich. Die Dosis kann dann wöchentlich um 5-10 mg gesteigert werden, bis die maximale Tagesdosis von 60 mg erreicht ist. Bei Erwachsenen liegt die maximale Tagesdosis bei 80 mg.
Retardierte Freisetzung
Oft sind die Methylphenidat-Präparate so modifiziert, dass der Wirkstoff verzögert freigesetzt wird (Retard-Präparate), um die ansonsten eher kurze Wirkdauer von 1-4 Stunden auszugleichen. So kann eine Wirkdauer von bis zu 12 Stunden erreicht werden.
Methylphenidat Wirkung
Das Medikament Methylphenidat entfaltet seine Wirkung auf verschiedene Weise. Zum einen beeinflusst es die Konzentration der Botenstoffe Dopamin und Noradrenalin im Gehirn, die für Aufmerksamkeit und Konzentration verantwortlich sind. Zum anderen hat Methylphenidat auch eine aktivierende Wirkung auf das zentrale Nervensystem, was zu einer Steigerung der Wachheit und einer Verbesserung der kognitiven Leistungsfähigkeit führen kann.
Wirkdauer
Die Wirkdauer von Methylphenidat ohne verzögerte Wirkstofffreisetzung beträgt etwa 1 bis 4 Stunden. Bei Retard-Präparaten kann die Wirkung bis zu 12 Stunden andauern.
Aufnahme und Abbau
Methylphenidat wird nach der Einnahme schnell und vollständig im Darm aufgenommen. In der Leber werden jedoch etwa 75 Prozent des Wirkstoffs abgebaut, bevor er den großen Blutkreislauf erreichen und im Gehirn wirken kann. Die maximalen Blutspiegel stellen sich etwa 1-2 Stunden nach Einnahme ein. Methylphenidat wird hauptsächlich über den Harn ausgeschieden.
Nebenwirkungen von Methylphenidat
Wie bei den meisten Medikamenten können auch bei der Einnahme von Methylphenidat verschiedene Nebenwirkungen auftreten. Es ist wichtig, diese Nebenwirkungen zu kennen, um rechtzeitig entsprechende Gegenmaßnahmen ergreifen zu können.
Häufige Nebenwirkungen
Zu den sehr häufigen Nebenwirkungen von Methylphenidat zählen Schlaflosigkeit, Nervosität, Konzentrationsmangel, Geräuschempfindlichkeit, Kopfschmerzen, verstärktes Schwitzen, Appetitverlust, Gewichtsabnahme, Aggression, Erregung, Ängstlichkeit, Depressionen, Reizbarkeit und Schwindel.
Seltene Nebenwirkungen
Seltener können auch Bewegungsunruhe, Herzrasen, Herzrhythmusstörungen, Bluthochdruck, Bauchschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Hautausschläge, Gelenkschmerzen, Husten, Entzündungen des Nasen-Rachen-Raums und Fieber auftreten. Diese sind in der Packungsbeilage des jeweiligen Methylphenidat-Medikaments aufgelistet.
Kontraindikationen und Vorsichtsmaßnahmen
Bei der Einnahme von Methylphenidat müssen einige Kontraindikationen und Vorsichtsmaßnahmen beachtet werden. Zum einen darf das Medikament nicht angewendet werden, wenn eine Überempfindlichkeit oder Allergie gegen den Wirkstoff oder einen der Hilfsstoffe besteht.
Überempfindlichkeit und Allergien
Methylphenidat darf nicht angewendet werden, wenn eine Überempfindlichkeit oder Allergie gegen den Wirkstoff oder einen der Hilfsstoffe besteht.
Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Auch bei erhöhtem Augeninnendruck (Glaukom), Schilddrüsenüberfunktion sowie Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie schwerer Bluthochdruck, Angina pectoris oder Schlaganfall-Vorerkrankungen ist die Einnahme von Methylphenidat kontraindiziert.
Psychische Erkrankungen
Ebenso darf Methylphenidat bei Kindern unter 6 Jahren, schwerer Depression, Anorexia nervosa, Suizidneigung, Psychosen, bipolaren Störungen und Persönlichkeitsstörungen nicht eingenommen werden.
Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten
Methylphenidat zeigt vergleichsweise wenige Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln, da es unabhängig von einem Enzymsystem verstoffwechselt wird. Es kann jedoch den Abbau von Vitamin-K-Antagonisten, trizyklischen Antidepressiva, SSRI-Antidepressiva, Antiepileptika und blutdruckerhöhenden Mitteln beeinflussen. Bei Kombinationsanwendung ist daher eine Dosisanpassung möglich.
Arzneimittelgruppe | Mögliche Wechselwirkung | Empfehlung |
---|---|---|
Vitamin-K-Antagonisten | Beeinflussung des Abbaus | Regelmäßige Kontrolle der Gerinnungswerte und Dosisanpassung |
Trizyklische Antidepressiva | Beeinflussung des Abbaus | Regelmäßige Kontrolle der Arzneimittelspiegel und Dosisanpassung |
SSRI-Antidepressiva | Beeinflussung des Abbaus | Regelmäßige Kontrolle der Arzneimittelspiegel und Dosisanpassung |
Antiepileptika | Beeinflussung des Abbaus | Regelmäßige Kontrolle der Arzneimittelspiegel und Dosisanpassung |
Blutdruckerhöhende Mittel | Beeinflussung des Abbaus | Regelmäßige Kontrolle der Blutdruckwerte und Dosisanpassung |
Bei der Einnahme von Methylphenidat in Kombination mit diesen Arzneimittelgruppen ist daher eine regelmäßige Überwachung und gegebenenfalls eine Anpassung der Dosierung erforderlich.
Methylphenidat in Schwangerschaft und Stillzeit
Studien zu über 3.700 Schwangerschaftsverläufen ergaben keinen Hinweis auf ein erhöhtes Missbildungsrisiko bei der Anwendung von Methylphenidat. Dennoch raten Experten aus Sicherheitsgründen von der Einnahme in der Schwangerschaft ab, es sei denn, es ist klinisch unbedingt erforderlich.
Methylphenidat geht auch in die Muttermilch über, sodass das gestillte Kind genau beobachtet werden muss.
Rechtliche Aspekte
Methylphenidat ist in jeder Darreichungsform und Dosierung als verkehrsfähiges und verschreibungsfähiges Betäubungsmittel eingestuft. Daher darf es in Deutschland nur auf einem gelben Betäubungsmittelrezept verordnet werden.
Betäubungsmittelgesetz
Die Einstufung als Betäubungsmittel erfolgte, da Methylphenidat als Aufputschmittel missbraucht werden kann. Aus diesem Grund unterliegt es in Deutschland der Rezeptpflicht.
Rezeptpflicht
Methylphenidat ist in jeder Darreichungsform und Dosierung als verkehrsfähiges und verschreibungsfähiges Betäubungsmittel eingestuft. Daher darf es in Deutschland nur auf einem gelben Betäubungsmittelrezept verordnet werden.
Fazit
Methylphenidat ist ein wirksames Medikament zur Behandlung von ADHS bei Kindern und Erwachsenen. Es verbessert durch die Beeinflussung der Botenstoffe Dopamin und Noradrenalin im Gehirn die Konzentrationsfähigkeit und Leistungsfähigkeit der Betroffenen. Die Einnahme erfolgt auf Rezept und unterliegt aufgrund des Missbrauchspotenzials rechtlichen Bestimmungen.
Trotz möglicher Nebenwirkungen überwiegt in den meisten Fällen der Nutzen einer Methylphenidat-Therapie im Rahmen eines umfassenden Behandlungskonzepts. Dabei spielt eine enge Zusammenarbeit zwischen Ärzten, Therapeuten und Angehörigen eine entscheidende Rolle, um die individuell optimale Behandlungsstrategie zu finden.
Insgesamt bietet Methylphenidat für viele ADHS-Patienten eine wirksame Unterstützung im Alltag und ermöglicht ihnen, ihre Potenziale besser zu entfalten. Allerdings sollte die Anwendung stets sorgfältig und unter ärztlicher Aufsicht erfolgen, um Risiken zu minimieren und den größtmöglichen Nutzen zu erzielen.