Wussten Sie, dass über 5 Millionen Menschen in Deutschland an Depressionen leiden? Für viele von ihnen könnte die Anwendung von Johanniskraut eine wirksame und natürliche Möglichkeit zur Linderung ihrer Beschwerden darstellen. Denn diese traditionelle Heilpflanze besitzt eine milde antidepressive Wirkung und ist daher medizinisch anerkannt für die Behandlung von leichten bis mittelschweren depressiven Episoden.
Doch Johanniskraut kann noch mehr: Die Heilpflanze kann auch bei zeitweilig auftretenden mentalen Erschöpfungszuständen und leichten Magen-Darm-Beschwerden sowie äußerlich bei leichten Hautentzündungen und leichten Wunden angewendet werden. Der antidepressive Effekt wird hauptsächlich dem Inhaltsstoff Hyperforin zugeschrieben, weitere Inhaltsstoffe wie Hyperosid tragen möglicherweise ebenfalls dazu bei. Ölige Johanniskraut-Zubereitungen besitzen darüber hinaus eine entzündungshemmende Wirkung.
- Ursprung und Geschichte des Johanniskrauts
- Johanniskraut Wirkung und Inhaltsstoffe
- Anwendungsgebiete des Johanniskrauts
- Johanniskraut bei Depressionen
- Darreichungsformen und Dosierung
- Nebenwirkungen und Wechselwirkungen
- Besondere Hinweise zur Anwendung
- Merkmale und Botanik des Johanniskrauts
- Fazit
- FAQ
- Quellenverweise
Ursprung und Geschichte des Johanniskrauts
Das Johanniskraut (Hypericum perforatum) ist seit mehr als 2000 Jahren als Arzneimittel bekannt. In der Antike wurde vor allem das Johanniskrautöl zum äußerlichen Einsatz bei der Wundheilung eingesetzt. Im Mittelalter galt es als mystisches Apotropaikum (unheilabwehrendes Mittel) und wurde bei Exorzismen eingesetzt. Seine Verwendung als Heilmittel gegen Schwermut ist seit dem 16. Jahrhundert bekannt, als Paracelsus die antidepressive Wirkung der Pflanze beschrieb. Weltweit gibt es etwa 400 Johanniskrautarten, etwa 60 davon sind in den gemäßigten Klimazonen Europas heimisch, elf Arten davon in Deutschland.
Volkstümliche Namen
Durch die es umgebende Mystik und seine vielfältigen Anwendungsgebiete besitzt das Johanniskraut eine Vielzahl volkstümlicher Namen, die sich oft auf seine rote Färbung und intensive Fluoreszenz beziehen. Zu seinen volkstümlichen Namen zählen: Alfblut, Blutkraut, Christi Kreuzblut, Elfenblutkraut, Feldhopfenkraut, Frauenkraut, Hasenkraut, Herrgottsblut, Hexenkraut, Jesuswundenkraut, Johannisblut, Konradskraut, Mannskraft, Sonnenwendkraut, Tausendlochkraut, Teufelsbanner, Teufelsflucht, Tüpfel-Johanniskraut, Waldhopfen, Walpurgiskraut, Wundkraut.
Historische Verwendung
In der Antike wurde vor allem das Johanniskrautöl zum äußerlichen Einsatz bei der Wundheilung eingesetzt. Im Mittelalter galt es als mystisches Apotropaikum (unheilabwehrendes Mittel) und wurde bei Exorzismen eingesetzt. Seine feste Verwendung als Heilmittel gegen Schwermut bekam das Johanniskraut im 16. Jahrhundert, als der Arzt Paracelsus die antidepressive Wirkung der Heilpflanze beschrieb.
Johanniskraut Wirkung und Inhaltsstoffe
Durch die Einnahme von Johanniskraut wird im Organismus die Lichtaufnahme verbessert, was zu einer stimmungsaufhellenden Wirkung führt. Die positive Wirkung des Johanniskrauts beruht auf dem Zusammenspiel verschiedener Inhaltsstoffe und deren Wirkmechanismen.
Wichtige Inhaltsstoffe
Zu den wichtigen Inhaltsstoffen des Johanniskrauts zählen Hypericine, die eine antidepressive, antiviral und photosensibilisierende Wirkung haben; Hyperforine, die für die antidepressiven, antibakteriellen sowie entzündungshemmenden Eigenschaften verantwortlich sind; Flavonoide mit entzündungshemmender Wirkung; und ätherische Öle mit beruhigender Wirkung.
Antidepressive Eigenschaften
Die antidepressive Wirkung des Johanniskrauts wird hauptsächlich dem Inhaltsstoff Hyperforin zugeschrieben. Weitere Inhaltsstoffe wie Hyperosid tragen möglicherweise ebenfalls zu dieser Wirkung bei, was aber noch genauer erforscht werden muss. Das Zusammenspiel der verschiedenen Inhaltsstoffe ist für die positive Wirkung der Heilpflanze verantwortlich.
Anwendungsgebiete des Johanniskrauts
Das Johanniskraut ist eine vielseitige Heilpflanze, deren Wirkung sich sowohl auf die innere als auch auf die äußere Anwendung erstreckt.
Innere Anwendung
Die innerliche Heilwirkung des Johanniskrauts bezieht sich vorwiegend auf psychovegetative Störungen, depressive Verstimmungszustände, nervöse Unruhe, Erschöpfung, Schlafstörungen, Wetterfühligkeit, Wechseljahresbeschwerden, Migräne und Reizblase.
Äußere Anwendung
Äußerlich findet Johanniskrautöl Anwendung bei Sportverletzungen, Schnitt- und Schürfwunden, Prellungen, Verstauchungen und Blutergüssen, Verbrennungen, Sonnenbrand, Neurodermitis, Ischiasbeschwerden, Rheuma und Gicht, Muskelverspannungen, Gürtelrose, zur Vorbeugung gegen Wundliegen sowie zur Pflege von sehr spröder und trockener Haut.
Johanniskraut bei Depressionen
Johanniskrautpräparate können in einigen Studien leichte bis mittelschwere Depressionen stärker lindern als ein Scheinmedikament (Placebo). Die Wirkung war hier sogar mit synthetischen Antidepressiva vergleichbar. Somit ist die Anwendung von Johanniskraut bei leichten bis mittelschweren depressiven Episoden medizinisch anerkannt.
Wirksamkeit bei leichten bis mittelschweren Depressionen
Johanniskrautpräparate haben sich in mehreren Studien als effektiv bei der Behandlung von leichten bis mittelschweren Depressionen erwiesen. In diesen Untersuchungen zeigte sich, dass die Heilpflanze die Symptome der Betroffenen deutlich stärker reduzieren konnte als ein Placebo. Sogar der Vergleich mit synthetischen Antidepressiva fiel dabei oft zugunsten von Johanniskraut aus.
Unzureichende Wirkung bei schweren Depressionen
Allerdings gibt es auch Studien, die den antidepressiven Effekt von Johanniskraut nicht bestätigen konnten. Zudem wurden die meisten Untersuchungen nicht länger als acht Wochen durchgeführt, sodass die langfristige Wirksamkeit nicht ausreichend erforscht ist. Bei schweren Depressionen konnte die Heilpflanze ihre Wirksamkeit nicht nachweisen, weshalb Fachleute davon abraten, Johanniskraut in solchen Fällen als alleinige Behandlung einzusetzen.
Darreichungsformen und Dosierung
Für die Anwendung als pflanzliches Antidepressivum sollten standardisierte Johanniskraut-Fertigarzneimittel verwendet werden. Die Dosierung, Art und Dauer der Anwendung erfahren Patienten aus den jeweiligen Packungsbeilagen sowie vom Arzt oder Apotheker.
Selbstherstellung von Johanniskrautöl
Johanniskraut-Öl für die äußerliche Anwendung kann man auch selbst herstellen, indem man frisch aufgeblühte Blüten in ein helles Schraubglas gibt, mit kalt gepresstem Olivenöl guter Qualität auffüllt und das Ganze für 4-5 Wochen an einem hellen oder sonnigen Ort stehen lässt. Anschließend werden die Blüten abgesiebt und das Öl in eine dunkle Flasche umgefüllt.
Nebenwirkungen und Wechselwirkungen
Das in Johanniskraut enthaltene Hyperizin ist eine photosensibilisierende Substanz, die zu Hautreizungen führen kann. Diverse Studien haben jedoch gezeigt, dass die Photosensibilisierung selbst bei deutlich über der normalen therapeutischen Tagesdosis liegender Einnahme nur bei sehr wenigen Patienten auftrat. Bei der üblichen Dosierung in Tabletten oder Tee ist eine erhöhte Photosensibilität unter Sonneneinwirkung in der Regel nicht zu erwarten.
Wechselwirkungen mit Medikamenten
Johanniskraut kann die Wirkung einiger Medikamente wie hormonelle Verhütungsmittel, Blutverdünner, Asthma-Medikamente, Mittel gegen Herzrhythmusstörungen, Lipidsenker und Herzmedikamente der Digitaliskategorie verringern. Bei gleichzeitiger Einnahme solcher Präparate sollte der Arzt oder Apotheker konsultiert werden. Kontrazeptiva und Immunsuppressiva, Zytostatika sowie bestimmte HIV-/AIDS-Medikamente dürfen nicht zusammen mit Johanniskraut eingenommen werden.
Besondere Hinweise zur Anwendung
Schwangere, Stillende sowie Kinder unter 12 Jahren dürfen Johanniskraut und seine Zubereitungen aus Sicherheitsgründen nicht anwenden. Die Datenlage zur Anwendung von Johanniskraut in der Schwangerschaft ist unzureichend, daher sollte in diesem Fall unbedingt ein Arzt aufgesucht werden.
Kinder und Jugendliche
Bei Kindern und Jugendlichen wird die Anwendung von Johanniskraut nur auf Anraten eines Arztes empfohlen. Aufgrund fehlender Studiendaten sollte hier besondere Vorsicht walten.
Merkmale und Botanik des Johanniskrauts
Der Wurzelstock des Echten Johanniskrauts (Hypericum perforatum) ist weitverzweigt. Aus ihm erwachsen im Frühjahr kahle Stängel mit einer Länge von bis zu 80 Zentimetern, die sich im oberen Teil stark verästeln. An den Längskanten sitzen die ungestielten, gegenständigen Blätter mit feinen schwarzen Drüsenpunkten. Die goldgelben Blüten an der Spitze der Zweige bilden einen ausgebreiteten Blütenstand. Zerdrückt man die Blüten, tritt ein blutroter Saft aus. Das Johanniskraut blüht von Ende Juni bis in den September hinein.
Fazit
Johanniskraut besitzt eine milde antidepressive Wirkung und ist daher medizinisch anerkannt für die Anwendung bei leichten bis mittelschweren Depressionen. Allerdings muss die Heilpflanze hochdosiert eingenommen werden, damit sie wirken kann. Bei schweren Depressionen ist die Wirksamkeit von Johanniskraut nicht nachgewiesen, weshalb eine Behandlung nur mit dieser Heilpflanze in solchen Fällen sehr gefährlich wäre.
Neben der Anwendung als Antidepressivum kann Johanniskraut auch bei zeitweiligen mentalen Erschöpfungszuständen, leichten Magen-Darm-Beschwerden sowie äußerlich bei leichten Hautentzündungen und Wunden eingesetzt werden. Dabei sind mögliche Nebenwirkungen wie Photosensibilisierung und Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten zu beachten.
Insgesamt bietet Johanniskraut eine mild wirkende, natürliche Alternative bei leichten bis mittelschweren Depressionen, sollte aber stets in Rücksprache mit dem Arzt angewendet werden. Bei schwerwiegenden psychischen Erkrankungen ist jedoch eine professionelle medizinische Behandlung unerlässlich.