Kaum ein Nahrungsergänzungsmittel wird so kontrovers diskutiert wie Chitosan. Laut Herstellern sollen Chitosan Kapseln und Chitosan Tabletten als Chitosan Nahrungsergänzung nicht nur beim Abnehmen helfen, sondern auch den Cholesterinspiegel senken. Doch was ist dran an diesen Versprechen? Die Studienlage zur Wirksamkeit von Chitosan Pulver und anderen Chitosan Erfahrungen zeigt ein eher ernüchterndes Bild.
Chitosan wird als sogenannter Fettblocker und Cholesterinbinder eingesetzt. Das Molekül ist in der Lage, Fett und Cholesterin aus der Nahrung im Darm zu binden. Da es der Körper nicht aufnimmt, wird Chitosan mitsamt den gebundenen Nährstoffen über den Stuhl ausgeschieden. Die Folge: Weniger Kalorien und Cholesterol gelangen ins Blut, wodurch die Pfunde purzeln und der Cholesterinspiegel sinken soll.
Was ist Chitosan?
Chitosan Herkunft und Chitosan Gewinnung sind eng miteinander verbunden. Chitosan stammt aus dem Griechischen und bedeutet „Hülle“ oder „Panzer“. Chemisch gesehen ist es ein Polyaminosaccharid, das auch als Polyglucosamin bezeichnet wird. Es wird aus Chitin gewonnen; Hauptquelle sind die chitosan Inhaltsstoffe in den Schalen von Garnelen und Krabben.
Herkunft und Gewinnung von Chitosan
Deswegen sollten Personen mit einer Krusten- oder Schalentierallergie besser keine Produkte mit Chitosan tierischer Herkunft nutzen. Im Prinzip ist Chitosan ein Abfallstoff aus der Lebensmittelindustrie (Schalen und Panzer von Krebsen, Krabben, Garnelen etc.) und dient normalerweise als Emulsionsstabilisator oder Bindemittel in Kosmetika.
Chitosan aus tierischen und pflanzlichen Quellen
Außerdem enthalten Pilze Chitin, einige auch chitosan Inhaltsstoffe. Für vegetarisch oder vegan lebende Personen gibt es daher auch Produkte mit Chitosan, das nicht tierischen Ursprungs ist.
Chitosan als Nahrungsergänzungsmittel
Reformhäuser, Supermärkte und Apotheken bieten Fettblocker mit Chitosan als Pulver, in Tabletten- oder Kapselform an. Ob die Einnahme von Fettblockern wirklich beim Abnehmen hilft, wurde in wissenschaftlichen Studien untersucht. Die Ergebnisse waren jedoch ernüchternd. Die Wirkung des Chitosans auf das Körpergewicht und den Blutcholesterinspiegel ist sehr gering. Wissenschaftler*innen bezweifeln, dass der Effekt auch im Alltag relevant ist.
Anwendungsformen von Chitosan-Präparaten
Außerdem funktionieren die Abnehm-Pillen nur, wenn gleichzeitig eine Diät eingehalten wird. Lediglich mit der Erhaltung eines normalen Cholesterinspiegels im Blut durch 3 Gramm Chitosan pro Tag darf geworben werden. Das heißt jedoch nicht, dass Chitosan einen erhöhten Cholesterinspiegel senkt.
Anwendungsform | Beschreibung |
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chitosan Pulver | Chitosan-Präparate in Pulverform werden häufig als Fettblocker angeboten und können flexibel dosiert werden. |
chitosan Tabletten | Chitosan ist auch in Form von Tabletten erhältlich, die eine einfache und bequeme Einnahme ermöglichen. |
chitosan Kapseln | Chitosan-Kapseln bieten eine portionierte Darreichungsform und sind für viele Verbraucher leicht einzunehmen. |
Werbeverpsrechen von Chitosan
Fettblocker mit Chitosan werden heute als Pulver oder in Kapsel- bzw. Tablettenform in Supermärkten, Reformhäusern und Apotheken und meist als Medizinprodukte angeboten. Sie unterliegen damit nicht dem Lebensmittelrecht und wirken prinzipiell rein physikalisch. Das enthaltene Chitosan soll angeblich bis zum Achtfachen seines Eigengewichts an chitosan Abnehmen binden. Die gewünschte Wirkung wird aber nur zusammen mit einer kalorienreduzierten Ernährung erzielt; das Produkt alleine reicht nicht.
Behauptete Wirkungen zur Gewichtsreduktion
Ein beantragter Health Claim zur chitosan Gewichtsreduktion durch Chitosan wurde bereits 2011 von der EFSA mit „Wirkung nicht bewiesen“ beurteilt und darf daher wegen Irreführung nicht verwendet werden.
Cholesterinsenkende Wirkung
Nahrungsergänzungsmittel, die Chitosan enthalten, werden allerdings weniger zur Gewichtsreduktion als vielmehr zu Senkung des chitosan Cholesterinspiegels angeboten.
Studien zur Wirksamkeit von Chitosan
Die Studienlage zur chitosan Wirksamkeit ist insgesamt eher dürftig. In Tierversuchen wurden deutlich höhere chitosan Studien–Mengen verwendet, die bei Menschen etwa 20-25 g Chitosan pro Tag entsprechen würden. Diese Studien können jedoch nicht als Wirksamkeitsbeleg für den Einsatz bei Menschen dienen.
Ergebnisse hochwertiger Studien
Zwischen 1996 und 2016 wurden nur 9 chitosan Forschung-Studien durchgeführt, wovon lediglich eine als qualitativ hochwertig mit geringem Verzerrungspotenzial eingestuft wird. Drei dieser Studien waren zudem von der Industrie gesponsert. Die Teilnehmerzahlen lagen insgesamt zwischen 10 und 125 Personen pro Gruppe. Während fünf Studien Erfolge zeigten, konnten drei keine Wirksamkeit belegen.
Kritik an der Studienlage
Eine häufig zitierte „erfolgreiche“ Humanstudie wies den Probanden zusätzlich eine kalorienarme Diät von nur 950-1000 kcal pro Tag zu. Unter diesen Umständen sind möglicherweise bis zu 2 kg Gewichtsverlust binnen 6 Monaten realistisch, langfristig reduziert sich der Effekt jedoch auf etwa 500 g. Studien von guter methodischer Qualität deuten insgesamt auf eine fehlende chitosan Wirksamkeit hin. Dieser Einschätzung schließt sich auch die Europäische Lebensmittelsicherheitsbehörde (EFSA) an.
chitosan Wirkung
Chitosan quillt auf und bildet ein leicht sättigendes Gel. An diese Gelstruktur werden ein Teil des Nahrungsfetts, andere fettlösliche Stoffe und Gallensäuren gebunden und unverdaut ausgeschieden. Je nach Produkt sollen 20-25 g Nahrungsfett täglich gebunden werden können. Das wäre gerade ein Sechstel dessen, was Durchschnittsdeutsche pro Tag an Fett essen und damit zu wenig, um einen relevanten Effekt zu erzielen. Auch ist unklar, ob das nur im Reagenzglas oder auch im Körper wirklich in diesem Umfang funktioniert. Da Chitosan Gallensäuren bindet und diese dadurch nicht wieder aufgenommen werden können, muss der Körper neue Gallensäuren bilden. Dafür wird Cholesterin benötigt, wodurch der Erhalt eines normalen LDL-Cholesterinspiegels (nicht die Senkung eines erhöhten Wertes) durch die Einnahme von ausreichenden Mengen Chitosan möglich ist.
Wirkungsweise von Chitosan
Der Wirkmechanismus von Chitosan basiert auf seiner Fähigkeit, ein leicht sättigendes Gel zu bilden. Dieses Gel bindet einen Teil des Nahrungsfetts, andere fettlösliche Substanzen und Gallensäuren. Diese werden dann unverdaut über den Stuhl ausgeschieden.
Bindung von Nahrungsfetten und Gallensäuren
Laut Herstellerangaben sollen pro Tag bis zu 20-25 g Nahrungsfett an das Chitosangel gebunden und ausgeschieden werden können. Das wäre jedoch lediglich ein Sechstel dessen, was Deutsche durchschnittlich täglich an Fett zu sich nehmen. Fraglich ist auch, ob diese Bindungskapazität ebenso im menschlichen Körper gegeben ist wie im Reagenzglas.
Mögliche Auswirkungen auf den Cholesterinspiegel
Da Chitosan Gallensäuren bindet und deren Wiederaufnahme im Darm verhindert, muss der Körper neue Gallensäuren bilden. Dafür wird Cholesterin benötigt. Somit kann die Einnahme ausreichender Mengen Chitosan (mindestens 3 g pro Tag) den Erhalt eines normalen LDL-Cholesterinspiegels, nicht jedoch die Senkung eines bereits erhöhten Wertes, unterstützen.
Nebenwirkungen von Chitosan
Ganz wichtig: Tierisches Chitosan kann für Personen mit einer Krusten- oder Schalentierallergie gefährlich sein! Auch wer auf Hausstaubmilben reagiert, sollte vorsichtig sein.
Mögliche Wechselwirkungen mit Medikamenten
Durch die teilweise Blockade von Nahrungsfetten kann die Aufnahme von fettlöslichen Vitaminen und essentiellen Fettsäuren und auch von gleichzeitig eingenommenen Medikamenten (z.B. auch der Pille) verhindert werden. Bei Einnahme ist ein Abstand von mindestens vier Stunden (unter Umständen auch mehr) einzuhalten. Fragen Sie sicherheitshalber in der Apotheke nach.
Vorsichtsmaßnahmen bei bestimmten Erkrankungen
Wer akute Verdauungsbeschwerden oder Erkrankungen wie Refluxkrankheit (GERD, Refluxoesophagitis), Magen-Schleimhaut-Entzündung (Gastritis), Stoffwechselstörungen, Probleme mit dem Darm hat, sollte auf chitosanhaltige Produkte besser verzichten.
Anwendungshinweise für Chitosan-Präparate
Zur Aufrechterhaltung eines normalen Cholesterinspiegels ist eine Tagesmenge von mindestens 3 Gramm Chitosan erforderlich. Es wird empfohlen, Chitosan nur zu zwei von drei Hauptmahlzeiten einzunehmen, damit der Organismus ausreichend mit fettlöslichen Vitaminen versorgt wird.
Einnahmeempfehlungen und Dosierung
Zur Aufrechterhaltung eines normalen Cholesterinspiegels ist eine Tagesmenge von mindestens 3 Gramm Chitosan erforderlich. Es wird empfohlen, Chitosan nur zu zwei von drei Hauptmahlzeiten einzunehmen, damit der Organismus ausreichend mit fettlöslichen Vitaminen versorgt wird. Da es sich um einen Quellstoff handelt, soll während des Tages ausreichend getrunken werden (ca. 2 bis 3 Liter).
Allergierisiko bei Chitosan tierischer Herkunft
Tierisches Chitosan kann für Personen mit einer Krusten- oder Schalentierallergie gefährlich sein! Auf dem Produkt muss ein solcher Warnhinweis vorhanden sein. Auch wer auf Hausstaubmilben reagiert, sollte vorsichtig sein.
Chitosan in der Wundversorgung und Medizin
Chitosan besitzt unterschiedlichste Eigenschaften aufgrund molekularer Parameter, wie Deacetylierungsgrad und Molekulargewicht. Studien haben gezeigt, dass die positive Ladung des Chitosans die Aggregation der negativ geladenen roten Blutkörperchen initiiert, was zu einer blutstillenden Wirkung führt.
Hämostatische Wirkung von Chitosan
Die durchschnittliche Gerinnungszeit lag zwischen 563 bis 1025 Sekunden, wobei das Chitosan mit einem DDA von 68% die kürzeste Gerinnungszeit aufwies. Bei gleichem DDA gilt, je höher das Molekulargewicht ist, desto stärker der Gerinnungseffekt. Chitosan Lactat zeigte sogar starke prokoagulatorische Effekte.
Einsatz als Wirkstoffträgersystem
Chitosan kann auch als Wirkstoffträgersystem in der Medizin eingesetzt werden.
Regulatorische Aspekte von Chitosan
Ein beantragter Health Claim zur Gewichtsreduktion durch Chitosan, also eine gesundheitsbezogene Angabe, um Chitosan in Lebensmitteln/Nahrungsergänzungsmitteln als Hilfe zum Abnehmen zu bewerben, wurde bereits 2011 von der EFSA mit „Wirkung nicht bewiesen“ beurteilt und darf daher wegen Irreführung nicht verwendet werden. Lediglich mit der Erhaltung eines normalen Cholesterinspiegels im Blut durch 3 Gramm Chitosan pro Tag darf geworben werden. Das heißt jedoch nicht, dass Chitosan einen erhöhten Cholesterinspiegel senkt.
Außerdem sind für vegetarisch oder vegan lebende Personen Chitosan-Produkte aus Pilzen als neuartige Lebensmittelzutaten zugelassen.
Fazit
Die Wirkung von Chitosan als Fettblocker und Cholesterinsenker ist laut Studienlage eher gering. Ein relevanter Effekt auf Körpergewicht und Cholesterinwerte konnte bisher nicht belegt werden. Lediglich der Erhalt eines normalen Cholesterinspiegels durch eine Tagesdosis von 3 Gramm Chitosan ist zulässig. Vor der Einnahme von Chitosan-Präparaten sollten mögliche Nebenwirkungen und Wechselwirkungen mit Medikamenten sorgfältig abgewogen werden.
Für Personen mit Allergien und bestimmten Erkrankungen sind Chitosan-Produkte nicht geeignet. Insgesamt ist Chitosan vor allem in der Wundversorgung und als Wirkstoffträgersystem in der Medizin von Interesse.
Zusammenfassend zeigt sich, dass die Chitosan-Empfehlung als Fettblocker und Cholesterinsenker nur sehr eingeschränkt gerechtfertigt ist. Vor der Einnahme von Chitosan-Präparaten sollten Verbraucher die Risiken und Grenzen der Wirksamkeit sorgfältig prüfen.
FAQ
Was ist Chitosan und wie wird es hergestellt?
Welche Anwendungsformen gibt es für Chitosan-Präparate?
Welche Werbeversprechungen gibt es für Chitosan?
Wie wirksam ist Chitosan laut wissenschaftlichen Studien?
Wie wirkt Chitosan im Körper?
Gibt es Nebenwirkungen oder Risiken bei der Einnahme von Chitosan?
Wie sollte man Chitosan-Präparate richtig einnehmen?
Wo findet Chitosan noch Anwendung?
Wie ist der rechtliche Status von Chitosan-Produkten?
Quellenverweise
- https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/lebensmittel/nahrungsergaenzungsmittel/chitosan-aus-krabbenschalen-geld-machen-12724
- http://apotheken.de/gesundheit/gesund-leben/nahrungsergaenzungs-mittel/12579-chitosan
- https://www.gmp-chitosan.com/de/aktuell/veroeffentlichungen/rezensionen/haemostatische-wirkung-von-chitosan-und-stabilitaet-von-chitosan-hydrogelen.html