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KarriereWege

Beim dritten Termin der Reihe „Should I stay or should I go?! Deine Karrierewege mit Doktortitel außerhalb und innerhalb der Wissenschaft“ kamen Promovierende mit Professor_innen ins Gespräch. Prof. Dr. Doreen Appelt (Jade Hochschule), Prof. Dr. Svenja Bedenlier (Universität Erlangen-Nürnberg) und Prof. Dr. Oliver Zielinski (Universität Oldenburg) gaben Einblicke in ihren persönlichen Karriereweg. Im Mittelpunkt des Abends standen realitätsnahe Informationen zur Karrieremöglichkeit „Professor_in“.

Nachdem sich die drei Gäste jeweils ca. zehn Minuten vorstellten, konnten die Promovierenden Fragen stellen. Bei der Antwort auf die Frage einer Teilnehmerin, was sie besonders an ihrer Tätigkeit schätzten und was die Schattenseiten an ihrer Tätigkeit seien, waren sich die drei Role Models einig: Es gebe sehr viele positive Aspekte, allen voran das große Privileg der Freiheit und der Möglichkeit, den Arbeitsalltag größtenteils interessengeleitet zu gestalten und sich so persönlich zu verwirklichen. „Besonders schätze ich außerdem die Arbeit mit Studierenden. Menschen für einen bestimmten Zeitraum eng zu begleiten und Ihnen Räume zu schaffen, um Potenziale zu entdecken und zu entfalten – das finde ich toll!“, so Doreen Appelt, die als FH-Professorin mit doppelt so vielen Semesterwochenstunden (18 SWS) in der Lehre tätig ist wie ihre Universitätskolleg_innen. Eher mühsam an der Tätigkeit seien die häufig arbeitsintensiven administrativen Aspekte im Hochschulalltag, die mitunter fehlende personelle Ausstattung, vor allem aber die Gefahr der Entgrenzung: „Da viele Vorhaben und Projekt selbstbestimmt begonnen werden, kann man eigentlich als Professor_in immer arbeiten. Das Berufsbild Professor_in und eine 40-Stunden-Woche sind so nicht in Einklang zu bringen. Die Gefahr der Selbstausbeutung ist relativ hoch – aber zum Glück gibt es Familie und Freund_innen, die hier Grenzen setzen“, betont Jun.-Prof. Dr. Bedenlier.

Auch ganz praktische Tipps brachten die drei mit: Wer eine Professur anstrebe, solle sich Mentor_innen auf professoraler Ebene suchen. Häufig helfe, die Personen direkt anzusprechen. Gerade für eine Uni-Professur sei noch immer die Forschungshistorie bedeutsam. Hier gilt oftmals noch: möglichst viele Publikationen in Zeitschriften mit möglichst hohem Impact Factor. Für eine FH-Professur seien andere Faktoren relevanter: Die dafür erforderlichen fünf Jahre Berufserfahrung solle man bestenfalls in einer verantwortlichen Position in der Wirtschaft absolvieren und sich dann zielgerichtet auf eine Professur bewerben, die der Berufserfahrung entspreche. Auch Lehrerfahrungen könnten frühzeitig gesammelt werden, indem man mit den Hochschulen als Lehrbeauftragte_r in Kontakt bleibe. Klar sein müsse außerdem: Der Weg zur Professur kann mitunter sehr steinig sein und man müsse für den Großteil des Weges mit der Unsicherheit klarkommen, dass es keine Erfolgsgarantie gebe. „Einige große Bausteine für diesen Weg, wie Lehrerfahrung und Publikationen, können jedoch geplant angegangen werden“, rät Prof. Dr. Oliver Zielinski.

Dank des offenen Gespräches konnte die Professur von unterschiedlichen Blickwinkeln betrachtet werden. „Dieser Karriereweg bleibt für mich im Spiel. Durch die realitätsnahen Schilderungen ist er nicht unattraktiver geworden“, resümierte eine Teilnehmerin zum Abschluss.

Die Referentinnen des Teilprojekts KarriereWege, Andrea Klahsen und Dr. Jasmin Overberg, betonen: „Streng genommen gehört der Karriereweg Professur nicht in unseren Arbeitsbereich, da wir außerakademische Wege in den Blick nehmen. Mit unserer Veranstaltungsreihe ‚Should I stay or should I go?!’ wollten wir aber die Gesamtheit der Karrieremöglichkeiten mit Doktortitel abbilden, ohne einen Weg als den ‚besten‘ herauszustellen. Der Termin zum Thema ‚Professur‘ hat gezeigt, dass Karrierewege keine Einbahnstraßen sind. Alle drei Role Models haben vor ihrer Tätigkeit als Professor_in auch außerakademische Luft geschnuppert. Dabei können wir mit unseren Angeboten unterstützen“.

Diese unterstützenden Angebote sind beispielweise der Workshop „Erfolgsfaktor Soft Skills – Bedeutungswandel im unternehmerischen Kontext“ und das Coaching „Meine Doktorarbeit und ich in drei Minuten – Wissenschaftskommunikation mit außerakademischen Arbeitgeber_innen“, für die man sich ab jetzt anmelden kann. Eine Möglichkeit, außerakademische Tätigkeitsfelder schon während der Promotion kennenzulernen, stellt außerdem die PraxisPromotion dar.

Weitere Termine der Kontaktseminarreihe:

03.11.2021: Kultur & Verwaltung
12.01.2021: Start Up & Freiberuflichkeit

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Bei Fragen zur Veranstaltungsreihe oder Interesse an den Angeboten für Promovierende im Teilprojekt KarriereWege wenden Sie sich an Dr. Jasmin Overberg (jasmin.overberg@uni-oldenburg.de) oder Andrea Klahsen (andrea.klahsen@uni-oldenburg.de).

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Allgemein, News, Prizepapers, SchülerWissen

Auf der Grundlage von historischen Quellen ein Theaterstück schreiben – dieser Herausforderung stellte sich der Kurs „Darstellendes Spiel“ der IGS Helene Lange Schule. Zu einer Liveaufführung kam es wegen Corona nicht, stattdessen produzierten die Jugendlichen einen Film: In Zusammenarbeit mit der IHJO und dem „Prize Papers“-Projekt der Uni Oldenburg entstand „Gekapert!“

„Sah manches Schiff, gar früh gestrandet. Sah manch Hafen, fast versandet. Sah die Lebenden und die Toten. Sah manch Kind und manchen Greis. Erlebte Stürme und Gewalten. Sah Tod, sah Krieg, sah Pest und Eis. Sah Feste und die jungen Paare. Sah Kaperungen und Gefahr. Und ich werde jetzt berichten, wie es wirklich und wahrhaftig war.“

Mit diesen Worten stellt sich Thalia, die Gallionsfigur eines gleichnamigen Segelschiffes, zu Beginn des Films „Gekapert!“ vor. In den folgenden 40 Minuten präsentieren die Schüler_innen des Kurses „Darstellendes Spiel“ der IGS Helene Lange Schule in unterschiedlichen Szenen das Leben auf See im 17. und 18. Jahrhundert. Dazu gehören Kaperprozesse oder Liebesgeschichten genauso wie die vermeintliche Sichtung von Seeungeheuern. Zu Beginn des neuen Schuljahres wurde der Film im Forum der Helene Lange Schule präsentiert. Dabei hätte es eigentlich keinen Film, sondern ein Theaterstück geben sollen, die Aufführung war ursprünglich für den Sommer 2020 geplant. Doch die Coronapandemie durchkreuzte immer wieder die Pläne aller Beteiligten.

Wie aus historischen Quellen Theaterszenen werden

Bis zum fertigen Video war es ein langer Weg, der im August 2019 begann. Ausgangspunkt war das Forschungsvorhaben „Prize Papers“ (Prisenpapiere), eines der größten historischen Projekte in Deutschland. Seit 2018 erschließen und digitalisieren Forschende der Universität Oldenburg in Zusammenarbeit mit dem britischen Nationalarchiv eine große Sammlung von Dokumenten aus der Zeit der Seekriege des 17. und 18. Jahrhunderts. Die Dokumente stammen aus aller Welt und gelangten durch die Kaperung feindlicher Schiffe nach England.

„Als ich von dem Projekt hörte, dachte ich, dass es gut zu unserer Reihe ,Projekt: Wissen‘ passt,“, sagt Antje Ahrens, Mitarbeiterin im Teilprojekt „Schülerwissen“ der IHJO. Darin begleiten Mitarbeiter_innen der IHJO Schüler_innen über mehrere Monate dabei, wissenschaftliche Themen zu ergründen und koordinieren die Zusammenarbeit zwischen Schulen und außerschulischen Partnern. „Dieses Format bot sich bei dem Prize Papers-Projekt an, weil sich seine komplexen Inhalte nicht in einem kurzen Zeitraum wie einem Nachmittag vermitteln lassen.“ Mit ihrer Idee, die Projektinhalte szenisch umzusetzen, stieß Ahrens auf offene Ohren – bei Eike Schaumburg-Roll und Nicole Rademacher, die den inklusiven Kurs „Darstellendes Spiel“ an der Helene Lange Schule leiten. Und bei Dr. Jessica Cronshagen und Frank Marquardt aus der Abteilung Frühe Neuzeit der Universität Oldenburg. Gemeinsam mit Studierenden bereiteten sie die Inhalte des „Prize Papers“-Projekts für die Jugendlichen auf.

So erfuhren die Schüler_innen des Jahrgangs 11 beispielsweise, wie der Alltag an Bord der Schiffe und in den karibischen Kolonien aussah oder wie Kaperungen abliefen. Das Team der Uni half den Jugendlichen dabei, Originalquellen, darunter Liebesbriefe, Gerichtsakten oder Kochrezepte, zu verstehen und einzuordnen. Sie dienten als Grundlage, um in Gruppen Theaterszenen zu schreiben. Einige der Texte übernahmen die Schüler_innen im Original, andere erzählten sie freier nach oder erfanden zusätzliche Figuren. Die unterschiedlichen Szenen stehen jeweils für sich, ergänzen sich aber auch gegenseitig. Am Ende entstand eine Collage über das damalige Leben an Bord.

Ein Film entsteht – trotz vieler Hindernisse

Nach dem Schreiben begannen die Proben. In dem inklusiven Kurs erarbeiteten Schüler_innen mit und ohne geistige Behinderung die Szenen gemeinsam. Dabei stand ihnen die Theaterpädagogin Lore Schillberg mit Tipps zur Seite. Ein Aufführungstermin im Juni 2020 und ein Aufführungsort – die Oldenburger Limonadenfabrik – waren schon gefunden, als Corona allen einen Strich durch die Rechnung machte. Mitte März 2020 wurden die Proben ausgesetzt.

Von da an musste die Gruppe immer wieder umjustieren: Im neuen Schuljahr führte sie das Projekt fort – mit geänderter Besetzung, weil einige Schüler_innen den Kurs verließen und neue dazu kamen. Jugendliche mit und ohne Behinderung wurden in unterschiedliche Kohorten aufgeteilt und konnten nicht mehr miteinander proben. Zwischen Dezember 2020 und April 2021 mussten die Proben erneut pausieren. „Ich glaube, wir alle haben uns in dieser Zeit manchmal gefragt, ob wir das Projekt überhaupt zu Ende bringen können“, sagt Schaumburg-Roll.

Angesichts so vieler Unwägbarkeiten entschied sich der Kurs dafür, aus dem Theaterstück einen Film zu machen. Eine Lösung, mit der neue Herausforderungen entstanden, denn die Gruppe brauchte nicht nur bei den Dreharbeiten, sondern auch beim Schnitt und bei der Auswahl von Musik Unterstützung. „In all diesen Angelegenheiten empfanden wir es als Privileg, mit der IHJO zusammenzuarbeiten“, sagt Schaumburg-Roll. Nicht nur hatte Ahrens die Idee für die Kooperation entwickelt, sie blieb auch während der Umsetzung Ansprechpartnerin für den Kurs: So bezahlte die IHJO die Theaterpädagogin sowie technisches Personal und fragte beim Staatstheater nach Requisiten an.

Am 7. September schließlich feierte der Film Premiere, vor etwa 45 Beteiligten, Familienangehörigen und Freund_innen. „Der Film ist ganz anders geworden als ich das zu Anfang gedacht hätte – und das ist gut so. Genau wie das „Prize Papers“-Projekt thematisiert es nicht wenige große Helden, sondern die „ganz normalen“ Menschen, die auf den gekaperten Schiffen unterwegs waren“, sagt Ahrens. Schaumburg-Roll ergänzt: „Das Theater bietet uns die Möglichkeit, Realität und Fiktion miteinander zu verbinden und dadurch einen Zugang zu einer Thematik zu finden, der für uns zuvor so nicht sichtbar gewesen wäre.“

Sehen Sie sich hier den Beitrag an:

 



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