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Sich mit sozialen Herausforderungen auseinandersetzen, Einblicke in Gründungsthemen bekommen und anschließend selbst eine Gründungsidee entwickeln – das ist das Prinzip des Formats Social Innovation Camp. In Kooperation mit der Hilfswerft gGmbH veranstaltete die IHJO ein solches Camp im Juni 2022 bereits zum dritten Mal.
„Wir wollen Studierende, Hochschulangehörige sowie Berufstätige für das Thema sensibilisieren und zeigen, wie jede_r sich mit guten Lösungsansätzen in der Gesellschaft einbringen kann“, erläutert Dr. Tino Uhlendorf, Mitarbeiter im Teilprojekt „Innovation(s)Werkstatt. So berichteten Gründer_innen aus der Praxis, was bei den ersten Schritten in Richtung Unternehmensgründung zu beachten ist. Ergänzend erhielten die Teilnehmenden theoretische Informationen zu Themen wie der Erstellung von Businessplänen. Anschließend ging es in die Praxis über: In drei Gruppen erarbeiten die Teilnehmenden Konzepte für eigene soziale Innovationen, die sie bei der Abschlusspräsentation einander vorstellten.
Herausforderung aus der Praxis: Altersarmut begegnen
Eine Besonderheit in diesem Jahr: Die Teilnehmenden beschäftigten sich mit sozialen Herausforderungen aus der Praxis. In einem virtuellen Kick-off-Event waren Problemstellungen sozialer Einrichtungen und Verbände im Nordwesten vorgestellt worden. Unter anderem hatte Angelika Hirschmann, Koordinatorin im Projekt „Altersarmut begegnen“ beim Sozialdienst katholischer Frauen Oldenburg, eine Praxis-Challenge in das Camp gegeben. Gemeinsam mit 18 Ehrenamtlichen möchte sie Frauen ab Mitte 50, die von Altersarmut betroffen sind, Perspektiven aufzeigen. „Viele der Frauen schämen sich für ihre Armut und ziehen sich zurück“, sagt sie. Dem möchte das Team entgegenwirken: Hirschmann arbeitet beispielsweise mit der Kulturtafel zusammen, die kostenlose Eintrittskarten für Kulturveranstaltungen bereitstellt. Ehrenamtliche begleiten die Frauen auf Wunsch zu diesen Veranstaltungen, beraten und informieren zu weiteren günstigen Kulturangeboten wie etwa der Stadtbibliothek und begleiten die Frauen bei Behördengängen.
Unter den betroffenen Frauen sind viele, die in traditionellen Familienmodellen gelebt haben: Während ihre Ehemänner in Vollzeit arbeiteten, kümmerten sie sich um ihre Kinder und arbeiteten in Teilzeit oder in Minijobs. „Wenn dann der Ehepartner stirbt oder die Ehe geschieden wird, sind viele Frauen von Armut betroffen“, sagt Hirschmann.
Hilfe für Tageseltern: die Tempus GmbH
Welche sozialen Innovationen könnten dazu beitragen, dass weniger Frauen in Altersarmut kommen? Ausgehend von Hirschmanns Schilderungen entwickelten Marion Büsing und Marvin Martin, zwei Studierende aus dem Studiengang Wirtschaftsingenieurwesen an der Jade Hochschule, beim Social Innovation Camp das Konzept der Tempus GmbH: eine Firma, die Tageseltern unterstützt. Wer Tagesmutter werden will, so die Idee, bekommt hier nicht nur Beratung etwa zur Beantragung von Führungszeugnissen oder zum Besuch von Erste-Hilfe-Kursen. Die Firma vermittelt auch zwischen Banken und Tageseltern, damit letztere mit günstigen Krediten ihre Wohnungen kindergerecht umbauen können. So sollen die bürokratischen, organisatorischen und finanziellen Hürden, Tagesmutter zu werden, gesenkt werden. Das hilft nicht nur Tageseltern mit eigenen Kindern, die durch die Betreuung anderer Kinder weiter erwerbstätig bleiben können. Auch für Eltern, die ihre Kinder von den Tagesmüttern betreuen lassen, liegen die Vorteile auf der Hand: Sie haben einen Betreuungsplatz, der zudem zeitlich oftmals flexibler ist als Betreuungsplätze in Kitas.
Als Ideengeberin erhielt Hirschmann im Anschluss an das Social Innovation Camp ein Video, in dem die Studierenden ihre Idee präsentierten – aus Hirschmanns Sicht ein Konzept mit Potenzial. „Für viele, die Tageseltern werden wollen, ist der erste Schritt der schwerste“, sagt sie. „Tagesmütter auf diese Weise zu unterstützen, kann ein erster Schritt sein, um sowohl bei den Tageseltern als auch bei den Eltern der zu betreuenden Kinder Altersarmut vorzubeugen.“
Ebendieser Austausch zwischen Teilnehmenden und Akteuren aus der Region bereicherte aus Sicht von Andrea Klahsen, Referentin im Teilprojekt Innovation(s)Werkstatt, das Social Innovation Camp in diesem Jahr. „Die Teilnehmenden bekamen einen Eindruck davon, dass sie mit ihren Ideen und ihrer Motivation reale Herausforderungen in der Region angehen können.“