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Den Fokus in der Pandemie verloren? Mit dem Coaching „Mindful (Self-) Leadership – Dein fokussierter (Karriere-)Fahrplan nach der Pandemie“ möchte die IHJO ab dem 16. Mai Promovierende unterstützen, die eigene Karriereplanung (wieder) in den Blick zu nehmen. Dr. Jasmin Overberg (JO), Referentin PraxisPromotion, verrät im Interview, mit welchen Herausforderungen Promovierende konfrontiert sind und wie das Coaching ihnen helfen kann.
IHJO: Wie ist die Idee für den Kurs „Mindful (Self-) Leadership – Dein fokussierter (Karriere-)Fahrplan nach der Pandemie“ entstanden?
JO: Wir vom Teilprojekt KarriereWege haben festgestellt, dass Promovierende von der Pandemie stark betroffen waren und mit vielfältigen Herausforderungen umgehen mussten – und immer noch müssen. Besonders Promovierende mit Kindern mussten schauen, wie sie neben Care Arbeit Zeit und Kraft für ihre Dissertation aufbringen konnten. Aber auch Promovierende ohne Kinder waren mit unterschiedlichen Problemen konfrontiert.
Die Corona-Pandemie stellt eine große psychische Belastung dar: Der Austausch mit anderen, der gerade im Zuge einer Promotion wichtig ist, ist weggefallen. Konferenzen konnten nicht oder nur digital stattfinden. Für Personen, die in den Naturwissenschaften promovieren, waren Zugänge zu Laboren oder technischen Geräten nicht möglich. Dadurch hat sich eine Menge Arbeit angestaut. Aufgrund der erschwerten Bedingungen ist die Karriereplanung bei vielen in den Hintergrund gerückt. Daraus entwickelte sich der Wunsch, ein maßgeschneidertes Angebot für Promovierende und Post-Docs zu schaffen. Der Kurs „Mindful (Self-) Leadership – Dein fokussierter (Karriere-)Fahrplan nach der Pandemie“ berücksichtigt die vielen Unsicherheiten durch die Pandemie. Das Angebot soll einerseits helfen, den verlorenen Fokus wiederzugewinnen und andererseits dabei unterstützen, die Karriereplanung in den Blick zu nehmen.
IHJO: Warum nimmt das Format besonders Promovierende bzw. deren Karrierefahrpläne in den Blick?
JO: Um eine Promotion erfolgreich zu bewältigen, muss man sich sehr gut selbst organisieren. Das Forschungsprojekt aus eigener Kraft voranzutreiben, kann anstrengend sein. Diese Kompetenz wird nach Abschluss der Promotion auf dem außerakademischen Markt ein Vorteil sein – auch Selbstorganisation, Durchhaltevermögen und Frustrationstoleranz sind gefragte Kompetenzen. In der Pandemie dagegen wurde dieser Aspekt zu einer besonders großen Herausforderung. Denn auch wenn Promovierende sehr eigenständig arbeiten, ist der regelmäßige Austausch gewinnbringend und wichtig.
Wenn ich an meine eigene Promotion zurückdenke, stelle ich fest: Für mein Forschungsprojekt war ich alleine verantwortlich, aber vorangetrieben hat mich vor allem der Austausch mit meinen Kolleginnen und Kollegen. Wenn ich ihnen Teile meiner Dissertation vorgestellt habe, wurde ich gezwungen, meine Gedanken zu ordnen und Inhalte verständlich zusammenzufassen. Das war eine wichtige Antriebsquelle für mich. Wer diesen externen Druck nicht hat, kann leicht den Fokus verlieren. Genau da möchten wir mit unseren Gruppencoachings ansetzen.
IHJO: Wie können sich Promovierende die Gruppencoachings konkret vorstellen?
JO: In insgesamt fünf Gruppencoachings im Abstand von drei bis vier Wochen werden 15 effektive Tools des Mindful (Self-) Leaderships vermittelt. Das Angebot wird online durch die Bremer Coaches von Ludewig.Team durchgeführt und ist für Promovierende und Postdocs kostenfrei. Die Reihe startet am 16. Mai; die Coaching-Termine erstrecken sich über einen Nachmittag – von 12 bis 18 Uhr. Im Grunde erlernen die Teilnehmenden, Achtsamkeit und Selbstfürsorge in Selbstführungsstrategien zu übersetzen, zu unterscheiden, was änderbar ist und was nicht, um so auch in unsicheren Situationen berufliche Perspektiven zu entwickeln.
Auf einer übergeordneten Ebene möchten wir zum Nachdenken anregen: Welche Herausforderungen habe ich in den letzten zwei Jahren gemeistert? Inwiefern habe ich meine Selbstführung auf ein anderes Level gebracht? Was bedeutet das für meine zukünftige Karriereplanung? Und wie kann ich die erworbenen Kompetenzen in der außerakademischen Praxis einsetzen? Was ich spannend finde, ist, dass man im Coaching erst einmal einen Blick zurückwirft. Zunächst nehmen die Teilnehmenden die Retrospektive ein und reflektieren, welchen Einfluss die Pandemie auf ihre Gefühle, Grenzen und die eigene Handlungsfähigkeit hatte. Eingebettet in Achtsamkeitsübungen setzen sich die Teilnehmenden Ziele für die Zukunft. Thematisiert werden außerdem Trends auf dem außerakademischen Arbeitsmarkt. Zum Abschluss der Reihe wird ein individueller Fahrplan für die kommenden Jahre entwickelt.
IHJO: Mit welchen Veränderungen der Arbeitswelt müssen Promovierende zukünftig umgehen?
JO: Ich glaube, dass die Arbeitswelt sich in Zukunft noch schneller verändern wird. Viele Promovierende – insbesondere jene mit Fächern, die mit keinem festen Berufsbild verknüpft sind – haben Bedenken, keinen Platz auf dem außerakademischen Arbeitsmarkt zu finden. Ich habe festgestellt: Es kommt nicht nur darauf an, welches Fachwissen eine Person mitbringt. Fast genauso wichtig sind überfachliche Kompetenzen, wie zum Beispiel die Motivation, sich konsequent weiterzubilden und offen für Neues zu sein. Die Pandemie war eine gute Übung dafür. Hier hilft es, einen Blick zurückzuwerfen und Erfahrungen zu reflektieren: Wie habe ich mich in der Pandemie verhalten? Inwiefern haben sich meine Kompetenzen entwickelt oder gefestigt? Daraus lassen sich wichtige Erkenntnisse ableiten, die in die Arbeitswelt transferiert werden können. Promovierende müssen also langfristig gut mit Veränderungen umgehen können. Wichtig ist auch eine hohe Bereitschaft, Lösungen für aktuelle Problemstellungen zu entwickeln.
IHJO: Der Titel der Veranstaltung lautet „Mindful (Self-) Leadership – ein fokussierter (Karriere-)fahrplan nach der Pandemie“ – ist es auch okay, mal keinen Plan zu haben?
JO: Ja, auf jeden Fall. In anderen Formaten der IHJO berichten Role Models regelmäßig von ihren individuellen Karrierewegen nach der Promotion. Ich habe eine spannende Beobachtung gemacht: Von außen betrachtet wirken die Karrierewege sehr strukturiert und geplant. Letztendlich entspricht das aber nicht der Realität. Zufälle haben eine große Rolle gespielt. Rückwirkend betrachtet wirken manche Karrierewege bewusst geplant, in den wenigsten Fällen war dies Absicht. Die Role Models, die wir eingeladen haben, hatten nicht den einen konkreten Plan – und darum soll es auch in unseren Coachings nicht gehen. Es ist nicht notwendig, einen Schritt nach dem anderen zu planen und zu wissen, wo der Plan endet. Es geht eher darum, konkrete Rahmenbedingungen abzustecken, die auf dem Weg hilfreich sein können: Welche Werte vertrete ich? Welche Voraussetzungen muss mein zukünftiger Arbeitgeber mitbringen? Wichtig ist es, achtsam mit sich selbst zu sein und sich von anderen scheinbar stringenten Karrierewegen nicht stressen zu lassen.
IHJO: Wie fügen sich die Gruppencoachings in weitere Angebote der IHJO für Promovierende ein?
JO: Die Gruppencoachings können sowohl als Ergänzung zu anderen Formaten für Promovierende verstanden werden – als auch als separates Angebot. Das verbindende Element all unserer Formate ist die Frage „Was kann und was möchte ich nach der Promotion beruflich machen?“. Ganz neu ist der Fokus auf die Themen Achtsamkeit und (Self-) Leadership. Damit unterscheiden sich die Coachings von Angeboten wie die Reihe „Should I stay or should I go“, in denen es um das Kennenlernen von Karrierewegen, aber weniger um die eigene persönliche Entwicklung geht.
IHJO: Was nehmen Promovierende im besten Fall von den Gruppencoachings mit?
JO: Ich wünsche mir, dass die Teilnehmenden mit einem guten Gefühl aus den Coachings gehen. Wenn es uns gelingt, den inneren Antrieb der Promovierenden zu aktivieren, bin ich zufrieden. So einfach es auch erscheinen mag, sich mit der eigenen beruflichen Karriereplanung zu beschäftigen – in der Pandemie wurde uns viel abverlangt. Das Nachdenken über die Zukunft kann dabei helfen, Blockaden zu überwinden und neue Kraft für die Karriereplanung und die Arbeit am Promotionsvorhaben zu aktivieren. Außerdem möchten wir Promovierenden die Möglichkeit geben, sich untereinander auszutauschen. Es kann auch schön sein, wenn man hört: Anderen geht es ähnlich. In diesem Fall hoffe ich, dass sie sich vernetzen und Tipps miteinander teilen. Vielleicht entstehen ja auch Austauschmöglichkeiten über das Coaching hinaus. Das würde ich begrüßen.
Termine:
1. Modul: Montag, 16.05.2022
2. Modul: Mittwoch, 08.06.2022
3. Modul: Mittwoch, 13.07.2022
4. Modul: Montag, 15.08.2022
5. Modul: Mittwoch, 07.09. 2022
Hier können Sie sich für den Kurs “Mindful (Self-) Leadership – Dein fokussierter (Karriere-)Fahrplan nach der Pandemie” anmelden.
Bei Fragen zum Gruppencoaching oder Interesse an Veranstaltungen für Promovierende wenden Sie sich gerne an Dr. Jasmin Overberg (jasmin.overberg@uni-oldenburg.de).
Für mehr Informationen lesen Sie außerdem hier weiter: ihjo.de/karrierewege