Allgemein, Innovation(s)Management, KarriereWege, News
Wo einst Fracht aus und nach Übersee transportiert wurde, kamen am 10. September insgesamt 24 Studierende, Forschende und Unternehmensvertreter_innen zusammen. Unter der Fragestellung „Wie wollen wir in der Region zukünftig leben und arbeiten?“ tauschten sie auf dem Segelschulschiff „Lissi“ richtungsweisende Ideen aus, knüpften Netzwerke und genossen bei perfektem Wetter die Aussicht auf die Wesermarsch. Das Event, das von den Teilprojekten „Innovation(s)Management“ und „KarriereWege“ organisiert wurde, zeigte: Der direkte Austausch zwischen den Hochschulangehörigen und der regionalen Wirtschaft ist unverzichtbar, um Bedürfnisse auf beiden Seiten auszuloten, Ideen für eine Zusammenarbeit zu entwickeln und so dem drohenden Fachkräftemangel zu begegnen.
„Nach dem Abitur sind die meisten meiner Mitschüler_innen in andere Bundesländer oder sogar ins Ausland gegangen. Auch ich habe mit dem Gedanken gespielt, die Region zu verlassen“, berichtete die Studentin Anna Riedel. Zum Glück sei es dazu nicht gekommen: Riedel entschied sich für eine Ausbildung als Bankkauffrau und für ein Duales Studium (Wirtschaftswissenschaften) an der Jade Hochschule. „Es lohnt sich, hier zu bleiben!“, resümierte sie. Dass viele junge Leute die Region verlassen, bekomme sie in ihrem Berufsalltag häufig zu spüren: Die Nachfrage nach Ausbildungsplätzen sinke.
(Nicht nur) diese Problematik war zentral am 10. September. Gunnar Barghorn, Geschäftsführer der Barghorn GmbH & Co. KG, eröffnete die Diskussion mit einem Statement, dem keine_r der Anwesenden widersprach: „Wer modern aufgestellte Unternehmen sucht, muss nicht auf IT-Unternehmen im Silicon Valley schauen, sondern kann sie auch in unserer Region finden!“. Doch wie können Unternehmen besser mit Absolvent_innen zusammenkommen? Wie profitieren Hochschulen und unsere Region voneinander? Und wie blicken die unterschiedlichen Gruppen auf aktuelle Entwicklungen wie zum Beispiel Home-Office oder Veränderung von Führung? Angeleitet durch eine Moderatorin diskutierten die Teilnehmenden in gemischten Gruppen diese und weitere Fragen.
Sinnhaftigkeit und Potentialentfaltung als Erfolgsfaktoren
Eine zentrale Erkenntnis der Diskutierenden: Unternehmen sind umso attraktiver, je mehr es ihnen gelingt, ihren Angestellten Sinnhaftigkeit in ihrer Arbeit zu bieten. Für junge Menschen, insbesondere im akademischen Umfeld, rücke zudem das Gehalt mittlerweile häufig in den Hintergrund. Flexible Arbeitszeiten, Familienfreundlichkeit, Zusatzleistungen (Betriebsrente, Verpflegung im Büro, Sportangebote) sowie eine transparente Kommunikation spielten neben der Sinnhaftigkeit eine übergeordnete Rolle. Prof. Dr. Appelt, die an der Jade Hochschule eine Professur für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre innehat, betonte in ihrem einleitenden Impuls: „Unsere Region lebt von Unternehmen, die Mitarbeitenden Raum für die Potentialentwicklung und Verantwortung für Entscheidungen geben. Dadurch steigen das Engagement und die Motivation. Unternehmen werden dadurch gleichzeitig effizienter und effektiver.”
Das Für und Wider des Home-Office
Die Möglichkeit, im Home-Office zu arbeiten, wurde in den Diskussionen als ein wichtiger Baustein der aktuellen und zukünftigen Arbeitswelt gesehen. Indem die Arbeitswege wegfallen, sparen Mitarbeitende Zeit und Geld. Den Unternehmen eröffne das Home-Office Optionen, auch Mitarbeitende mit einem weiteren Anfahrtsweg einzustellen. Zudem könnten sie durch „shared desks“ Raummieten einsparen und gegebenenfalls einen Teil der Ersparnisse in Form erhöhter Gehälter weitergeben.
Nicht zu vergessen sei allerdings der soziale Faktor: Vielen Mitarbeitenden im Home-Office fehlten die physischen Treffen mit Kolleg_innen, der Austausch an der Kaffeemaschine und die Impulse aus zufälligen Begegnungen. Nicht zuletzt, um neue Mitarbeitende einzuarbeiten und ihnen einen guten Einstieg ins Unternehmen zu ermöglichen, müsse es auch analoge Möglichkeiten geben (zum Beispiel Willkommenstage vor Ort). Vielen Angestellten falle es außerdem schwer, Arbeit und Freizeit voneinander zu trennen. Durch kompetente Führung müsse die (digitale) Selbstverantwortung der Mitarbeitenden gestärkt werden, damit das Home-Office nicht durch Entgrenzung zu einer gesundheitlichen Gefahr durch Überlastung werde.
Wie Hochschulen und Arbeitgeber zusammenkommen
Bei der Zusammenarbeit von Hochschulen und Region sahen die Teilnehmenden die Kommunikation und das Netzwerken als elementar an: Damit berufliche Möglichkeiten und Unternehmensbedarfe vermittelt werden könnten, sollten die Hochschulen niedrigschwellige Austauschformate ermöglichen. Praktika sowie in Kooperation verfasste Abschlussarbeiten gelten nach wie vor als vielversprechende Einstiegsmöglichkeit. Wichtiger Erfolgsfaktoren für gute Kooperationen seien klare Ansprechpartner_innen an den Hochschulen sowie die Bereitschaft auf beiden Seiten, zu nehmen, aber auch zu geben.
Mareike Schlenkhoff, die als Referentin des Teilprojekts „KarriereWege“ das Format mitentwickelt und begleitet hat, bilanziert: „Anderthalb Jahre fanden unsere Netzwerkformate vor allem digital statt. Umso mehr haben wir uns über die lebendigen Diskussionen gefreut, die nur ein analoges Format bieten kann. Das Event war nicht nur für die Beteiligten zukunftsweisend, sondern hat auch uns als IHJO spannende Impulse für kommende Formate und Angebote mitgegeben“. Florian Grubitzsch, Innovationsmanager an der IHJO, fügt hinzu: „Dass wir die besondere Location der Lissi nutzen konnten, war ein großer Glücksfall und bleibt uns noch lange in positiver Erinnerung. Wir sind begeistert, dass die Veranstaltung bei allen beteiligten Gruppen so viel Anklang gefunden hat. Netzwerkevents dieser Art bleiben uns ein großes Anliegen“.
Einen Überblick über weitere Angebote und Veranstaltungen des Teilprojekts „Innovation(s)Management“ finden Sie hier; des Teilprojekts „KarriereWege“ hier.
Bei Fragen zur Veranstaltung wenden Sie sich gerne an Andrea Klahsen (andrea.klahsen@uni-oldenburg.de) oder Carsten Meyer (carsten.meyer@jade-hs.de).
Foto: Vor dem Segelsetzen treffen Mitarbeiterinnen der IHJO (Ingrida Budininkaite, Mareike Schlenkhoff und Dr. Jasmin Overberg) letzte Vorbereitungen. Bild: Hendrik Reinert
Text: Dr. Jasmin Overberg