KarriereWege

„Promovierte in der Wirtschaft sind lernfähige High Potentials“: Drei Role Models aus regionalen Unternehmen geben Einblicke in ihre Karrierewege

Beim zweiten Termin der Reihe „Should I stay or should I go?! Deine Karrierewege mit Doktortitel außerhalb und innerhalb der Wissenschaft“ stand das Thema „Unternehmen“ im Mittelpunkt. 14 Promovierende trafen auf drei Role Models, die den Weg raus aus der Wissenschaft und rein in die Wirtschaft gegangen sind: Dr. Pia Lehmkuhl, Dr. Tariq Mahmoud und Dr. Klaus-Ferdinand Edeling.

Wie kam es von der Überlegung „Should I stay or should I go?!“ zu einer Entscheidung fürs „Go“? Tariq Mahmoud, der eine Promotion in Informatik absolvierte und nun bei Lufthansa Industry Solutions als Business Manager arbeitet, berichtet: „Ich habe mir ein Blatt Papier genommen und eine Liste gemacht: Was spricht für eine wissenschaftliche, was für eine außerakademische Karriere? Wichtige Kriterien waren für mich Sicherheit, Perspektive, Ort und Arbeitsweise. Da hat für mich persönlich die Wirtschaft mehr zu bieten gehabt“. Pia Lehmkuhl, die ihre Promotion in den Wirtschafts- und Rechtswissenschaften geschrieben hat und mittlerweile die Personal- und Organisationsentwicklung bei der Rügenwalder Mühle leitet, ergänzt: „Für mich waren immer Schlüsselerlebnisse wichtig. Es gab einige Momente, an denen ich mich gefragt habe: Ist es an der Zeit, mal etwas anderes zu sehen? Ich wollte rausfinden, ob mir die Arbeit an der Universität nur so viel Spaß macht, weil ich bislang nichts anderes kenne. Die Entscheidung hat sich für mich ausgezahlt“.

Damit der Einstieg glückt, müsse Promovierenden der Sprung von der Welt „Hochschule“ in die Welt „Unternehmen“ gelingen, wissen die drei Role Models: Während die Arbeit an der Hochschule häufig eine eigenverantwortliche „One-Man-Show“ sei, basiere die Tätigkeit in der Privatwirtschaft eher auf Teamarbeit. Die Bedeutung von Soft Skills wie Zielorientierung, Lernbereitschaft und analytischem Denken sei enorm hoch. Zudem sei die Sprache im akademischen Kontext eine andere: Promovierte müssten es schaffen, im außerakademischen Kontext (z. B. in Unternehmen) adressatengerecht „für Normalsterbliche“ zu kommunizieren, zum Beispiel über Bilder und Metaphern. Der Doktortitel könne eine Kompetenzvermutung, aber auch Vorurteile mit sich ziehen (z. B. Praxisferne), gerade in Fächergruppen, bei denen sich die potentiellen Tätigkeitsfelder nicht sofort erschließen. Grundsätzlich seien Promovierte aber wertvolle Arbeitnehmer_innen: Sie punkteten durch Methodenkompetenz und brächten aktuelles Wissen mit, das im disruptiven Wandel, der sich durch fundamentale Veränderungen in der Arbeitswelt auszeichnet, unverzichtbar geworden sei. Sie gelten als „High Potentials“, die mit einer hohen Lern- und Leistungsbereitschaft schnell in Aufgaben reinwüchsen. Die Notwendigkeit von Erfahrungswissen, das Promovierten mitunter beim Berufseinstieg fehle, sei ohnehin auf dem Arbeitsmarkt tendenziell rückläufig; es entstünden permanent neue Berufsbilder und -felder, wie die drei Promovierten wissen.

Dass die Entscheidung für eine Karriere außerhalb der Wissenschaft allerdings kein endgültiger Abschied von dem hochschulischen Umfeld sein müsse, darin sind sich die drei Role Models einig. Klaus-Ferdinand Edeling, der berufsbegleitend in BWL promovierte und heute am Bankhaus Neelmeyer tätig ist, betont: „Es muss nicht unbedingt schwarz oder weiß sein. Dazwischen liegt ganz viel bunt und eine große Vielfalt an Möglichkeiten, die persönliche Karriere zu gestalten. Dennoch empfehle ich, die berufliche Basis in der Wirtschaft zu haben und einen gesunden Kontakt zu den Hochschulen nebenberuflich zu halten“. Alle drei eint, dass sie neben ihrer Tätigkeit in der Wirtschaft über Lehraufträge oder studentische Projekte noch immer mit den Hochschulen verbunden sind. Denn: „Niemals geht man so ganz!“, fügt Edeling noch hinzu.

Dr. Jasmin Overberg und Andrea Klahsen, die als Referentinnen des Teilprojekts „KarriereWege“ das Format koordinieren, resümieren: „Auch der zweite Termin unserer Reihe bot viele wertvolle Informationen und Anregungen für Promovierende. Wir können durch unsere weiteren Angebote im Teilprojekt viele der erwähnten benötigten Kompetenzen stärken und dazu beitragen, Promovierende zielgerichtet auf den außerakademischen Arbeitsmarkt vorbereiten“.

Die hier angesprochenen Angebote sind beispielweise der Workshop „Erfolgsfaktor Soft Skills – Bedeutungswandel im unternehmerischen Kontext“ und das Coaching „Meine Doktorarbeit und ich in drei Minuten – Wissenschaftskommunikation mit außerakademischen Arbeitgeber_innen“, für die man sich ab jetzt anmelden kann. Eine Möglichkeit, außerakademische Tätigkeitsfelder schon während der Promotion kennenzulernen, stellt außerdem die PraxisPromotion dar.

Weitere Termine der Kontaktseminarreihe:

08.09.2021: Professur
03.11.2021: Kultur & Verwaltung
12.01.2021: Start Up & Freiberuflichkeit

Hier gehts zur Anmeldung.

Bei Fragen zur Veranstaltungsreihe oder Interesse an den Angeboten für Promovierende im Teilprojekt KarriereWege wenden Sie sich an Dr. Jasmin Overberg (jasmin.overberg@uni-oldenburg.de) oder Andrea Klahsen (andrea.klahsen@uni-oldenburg.de).