KarriereWege
Karriereweg Hochschullehre: „Ein Portfolio an Karrieremöglichkeiten schafft innere Sicherheit“
Wie bist du dahin gelangt, wo du jetzt bist? Welche Alternativen zur Hochschullehre gab es für dich? Welchen Geheimtipp kannst du mir für die Bewerbungsphase mitgeben? So und so ähnlich klangen die Fragen, die den Teilnehmer_innen am Abend des 09.05.2022 im Rahmen der Veranstaltung Should I stay or should I go?! Deine Karrierewege mit Doktortitel außerhalb und innerhalb der Wissenschaft 2.0, Thema: Hochschullehre, auf dem Herzen lagen.
Role Models kennenlernen
Promovierende haben in dieser Veranstaltungsreihe die Möglichkeit, Role Models unterschiedlicher Tätigkeitsfelder Fragen zu ihrem persönlichen Karriereweg zu stellen. Role Models liefern dabei keine fertigen Rezepte für Karriereentschlüsse, sondern geben den Teilnehmenden Denkanstöße mit und illustrieren, wie sich (Lebens-)Entscheidungen ergeben können. Dieses Format wurde im vorherigen Jahr schon einmal durchgeführt. In diesem Jahr gibt es eine inhaltliche Erweiterung: Neben den Role Models aus Hochschullehre (09.05.), Freier Wirtschaft (13.06.) und Öffentlichem Dienst (04.07.) sind an je einem Termin unterstützende Ansprechpartner__innen aus dem Projekt JadeProf, dem Gründungs- und Innovationszentrum (GIZ) und dem Center für lebenslanges Lernen (C3L) mit dabei, die für weitere Fragen mit Rat und Tat zur Seite stehen.
Individuelle Fragemöglichkeiten
Der Moderator Dr. John Goodyear, der stets mit Witz und guter Laune durch den Abend führt, forderte am 09.05. zunächst die drei Professor_innen, Prof. Dr. Antje Wulff, Prof. Dr. Beate Illg und Prof. Dr. Martin Butler, auf, ihren Karriereweg zu skizzieren, um im Anschluss tiefergehende Fragen zu ihrem Werdegang zu stellen und Fragen aus dem Plenum einfließen zu lassen. Danach wurden die Teilnehmenden in Break Out-Räume eingeladen. Interessengeleitet konnte hier zwischen der Universitätsprofessur und der Professur an einer Fachhochschule/HAW entschieden werden.
Neben persönlichen Entscheidungen, die die Role Models mit den Anwesenden teilten, sind auch viele wertvolle Hinweise und Anregungen zur (außer-)akademischen Karrierewegen gegeben worden.
Anregungen und Tipps der Role Models
Frau Prof. Antje Wulff, gebürtige Oldenburgerin, hat die Juniorprofessur des Lehrstuhls Big Data in der Medizin inne. Sie weiß: „Schon während der Promotion kann man eigene Projekte initiieren und verfolgen. Hier sammelt man wertvolle Kompetenzen, die sich später auszahlen“. Wichtig sei außerdem, dass im Bewerbungsprozess die „kleinen“, vermeintlich unwichtigen Leistungen nicht unter den Tisch fallen sollten. Hier bei einem Projekt mitgewirkt, dort einen Kurzvortrag gehalten oder auch einer_m Kolleg_in bei der Einarbeitung unterstützt – aufbereitet und in den richtigen Kontext gesetzt können dies wertvolle Erfahrungen sein, die jemanden im Verfahren hervorstechen lassen. Voraussetzung ist, gut zu reflektieren, welchen Einsatz man wo gezeigt hat und wie man diesen überzeugend im Hinblick auf die Anforderungen der jeweiligen Stelle präsentiert.
Die Kommunikationswissenschaftlerin Frau Prof. Beate Illg, die neben ihrer Hochschulprofessur aktuell auch den Posten der Dekanin des Fachbereichs Management, Information, Technologie innehat, appelliert: „Stellen Sie Ihr Können nicht unter den Scheffel! Kennen Sie Ihren Selbstwert und stellen Sie ihn ins Schaufenster!“. Illg, die nach ihrer Promotion zunächst Distanz zum Hochschulumfeld genommen hat und über zehn Jahre in Medienunternehmen tätig war, empfiehlt, in sich hineinzuhören und offen für unterschiedliche Möglichkeiten zu sein. Man selbst sei der_die Vertreter_in der eigenen Interessen und aus Unzufriedenheiten ließen sich manchmal auch Möglichkeiten schöpfen.
Prof. Martin Butler, der – beeindruckt und motiviert von seinen eigenen Lehrer*innen für Englisch und Sozialwissenschaften – zunächst das Lehramt für diese beiden Fächer studierte und heute die Professur für Amerikanistik: Literatur und Kultur innehat, gibt den Hinweis, dass es sehr produktiv sein kann, sich interdisziplinär zu vernetzen, um Forschungsthemen in kleineren und größeren Verbünden zu bearbeiten. „Das geht an der Uni Oldenburg besonders gut. Sie hat eine gute Größe, die Wege in andere Disziplinen stehen offen, sodass man sich gut für gemeinsame Vorhaben zusammentun kann“. In Bezug auf die individuelle Karriere merkt er an, dass es hilfreich ist, wenn sich Promovierende so früh wie möglich über ihre Optionen und Zielperspektiven, aber auch über die Anforderungen bestimmter Berufsfelder und der Situation auf dem Arbeitsmarkt bewusst würden: „Das ist oft nicht einfach zu überblicken, und eine verlässliche Karriereplanung kaum möglich; vielmehr wird den DoktorandInnen ein hohes Maß an Flexibilität abverlangt.“
Sicherheit durch Plan B
Die drei Role Models eint, dass sie immer einen Plan B, einen Fallback-Plan hatten, der zumindest einen gewissen Grad an innerer Sicherheit schafft. Sich alleine auf die Karriere als Hochschullehrerin zu verlassen, war ihnen zu heikel. So konnten sie immer noch auf ein Alternativszenario setzen.
Die Zusage für die Hochschulprofessur war in allen drei Fällen neben der fachlichen Qualifikation und harter Arbeit vorab auch ein Zusammenspiel aus Zufall, Glück und dem richtigen Zeitpunkt. Diese sind Faktoren, die eine gewisse Gelassenheit zulassen, denn sie sind schwer zu beeinflussen, manchmal aber ausschlaggebend für Entwicklungen im eigenen Karriereweg.
Es stehen noch zwei Termine der Reihe aus. Meldet euch gerne an. Wir freuen uns über rege Teilnahme und Diskussionen!
13.06.2022: Freie Wirtschaft
Dr. Tim Worieschek
Chemie, Projektmanager, TOI TOI & DIXI Group
Dr. Thomas Frenken
Informatik, COO, Herodikos GmbH
Dr. Vera Freytag
Englische Sprachwissenschaft, HR Business Partner, Beiersdorf Shared Services GmbH
PLUS:
Mitarbeitende vom Gründungs- und Innovationszentrum (GIZ) informieren zum Thema Gründung
04.07.2022: Öffentlicher Dienst
Dr. Anja Hegen
Biologie, Senior Adviser for externally financed research, University of Bergen
Dr. Dirk Günnewig
Politikwissenschaft, Staatssekretär, Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen
Dr. Jenny Busch
Pädagogische Psychologie, schulpsychologische Dezernentin, Regionales Landesamt für Schule und Bildung Osnabrück
PLUS:
Bianca Prang vom C3L Oldenburg informiert zum Thema Weiterbildung im Bereich Wissenschaftsmanagement
Bei Fragen zu dieser Veranstaltung wenden Sie sich gerne an das Team des Teilprojektes KarriereWege (karrierewege@ihjo.de).
Text: Greta Kottwitz