Allgemein, News, SchülerWissen

Hörsinn in mobilen Kisten

Zusammen mit Hörforschenden entwickelte die IHJO ein Experimentierpaket zum Hörsinn für Schulklassen. Lehrkräfte können das SOUNDLAB ab sofort kostenlos ausleihen.

Einen Plausch mit der Kollegin führen, das klingelnde Handy im Raum verorten, sich von emotionaler Musik berühren lassen – all das wäre ohne den Hörsinn nicht möglich. Nicht nur ist der Hörsinn enger mit Emotionen verknüpft als das Sehen, auch die Verarbeitung des Hörens im Gehirn ist komplexer als bei anderen Sinnen. „Trotzdem kommt der Hörsinn im Schulunterricht oft nur am Rande vor“, sagt Anja Wübben, Mitarbeiterin im Teilprojekt „Schülerwissen“ der IHJO. Mit ihren Kolleginnen Sara Broda und Antje Ahrens möchte sie diese Lücke schließen: Gemeinsam mit Forschenden des Exzellenzclusters Hearing4all entwickelten sie das SOUNDLAB – eine mobile Unterrichtseinheit für Schulklassen.

Ein All-inclusive-Paket für Lehrkräfte

Das SOUNDLAB richtet sich an Jugendliche der Jahrgangsstufen 7 bis 10 von Oberschulen, Gesamtschulen und Gymnasien. Es enthält Unterrichtmaterialien zu den vier Themenfeldern Schall, Aufbau des Ohres, Hörverarbeitung im Gehirn und Hörschädigungen, mit denen sich die Schüler_innen in Gruppenarbeit beschäftigen. Das SOUNDLAB orientiert sich an den Vorgaben des niedersächsischen Kerncurriculums und berührt Fächer wie Biologie, Physik sowie Werte und Normen. Je nach Bedarf lassen sich mit den Materialien eine Doppelstunde oder auch eine Projektwoche gestalten.

„Wir wollten für die Lehrkräfte eine Art All-inclusive-Paket schaffen“, erläutert Broda. Sie und ihre Kolleginnen haben daher ein Einführungsvideo mit allen wichtigen Informationen erstellt, das sich Schüler_innen und Lehrkräfte zu Beginn gemeinsam anschauen. Auch die übrigen Unterrichtsmaterialien sind selbsterklärend und können von den Jugendlichen selbstständig bearbeitet werden.

Kreativ werden mit Musik und Instagram

Besonders viel Wert legten die Macher_innen des SOUNDLABs auf kreative und multimediale Unterrichtsmaterialien. Daher beinhaltet das SOUNDLAB nicht nur klassische Arbeitsblätter, sondern beispielsweise auch Musikinstrumente wie Boomwhackers. Mit den farbigen Plastikröhren in verschiedenen Größen können die Jugendlichen unterschiedliche Töne produzieren. „So erfahren sie mehr darüber, wie Schall entsteht und was die Länge eines klingenden Gegenstandes mit seiner Tonhöhe zu tun hat“, erläutert Ahrens. Was die Jugendlichen theoretisch lernen, setzen sie anschließend kreativ um – mit dem Song „Pink Panther“, den sie gemeinsam mit den Boomwhackers spielen.

In multimedialer Form beschäftigen sich die Schüler_innen mit dem Thema Hörschädigungen: Hier präsentieren sie ihre Ergebnisse in einem Instagram-Post. Zuvor erhalten sie über Audiodateien einen Eindruck davon, wie Personen mit Hörschädigungen wie etwa einer Hochtonminderung oder mit einem Cochlea-Implantat die Welt wahrnehmen. Diese Dateien wurden von Forschenden des Exzellenzclusters Hearing4all speziell für das SOUNDLAB aufgenommen. Darüber hinaus überprüften die Wissenschaftler_innen alle Lehrinhalte des SOUNDLABs auf ihre Richtigkeit.

„Wichtig war uns, dass durch die multimedialen und kreativen Arbeitsmaterialien kein zusätzlicher Aufwand für die Lehrkräfte entsteht“, erläutert Wübben. Tablets, Boomwhackers, MP3-Player und Kopfhörer sind in Klassenstärke vorhanden und können von den Lehrkräften für bis zu zwei Wochen ausgeliehen werden.

 

Sensibilisieren für Hörschädigungen, Interesse wecken an MINT-Fächern

„Uns ist es ein wichtiges Anliegen, Jugendliche mit dem SOUNDLAB für das Thema Hören und Hörbeeinträchtigungen zu sensibilisieren“, erläutert Ansgar Rudolph, Geschäftsführer des Exzellenzclusters Hearing4all, der von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert wird. Mit der Beteiligung am SOUNDLAB verfolgten die Forschenden aber noch ein weiteres Ziel: „Wir wollen zeigen, wie vielfältig und spannend MINT-Fächer – also Mathematik, Ingenieurwissenschaften, Naturwissenschaften und Technik – als berufliches Tätigkeitsfeld sein können“, so Rudolph.

Inwiefern diese Botschaft bei den Jugendlichen ankommt, fanden Broda, Wübben und Ahrens bei den Testungen des SOUNDLABs heraus. In acht Klassen an drei verschiedenen Schulen erprobten sie die Materialien. Auf der Grundlage der Rückmeldungen von Jugendlichen und Lehrkräften überarbeiteten sie anschließend das SOUNDLAB, bevor sie es fertigstellten. „Insbesondere die kreativen Aufgaben sprachen die Schüler_innen sehr an“, bilanziert Wübben. Eine Bilanz, die sie auch vor dem Hintergrund des Projektendes 2022 positiv stimmt. „Wir freuen uns, dass neben unseren weiteren OER-Materialien auch das SOUNDLAB dauerhaft für Schulen der Region zur Verfügung stehen wird.“

www.ihjo.de/soundlab